Mit dem Bau einer Neubaustrecke von Recklinghausen über Sinsen nach Hüls erreichte die Straßenbahn über den Jahreswechsel 1913/14 weitere Gemeinden im nördlichen Vest. Am 27. Mai 1914 wurde die Strecke als Linie 4 (Recklinghausen Lohtor – Sinsen – Hüls) in das Netz der Recklinghausener Strassenbahnen eingebunden. Schon wenig später, nach der Eröffnung der Strecke von Recklinghausen über Scherlebeck nach Langenbochum, wurde die „4“ bis dorthin verlängert.
Der Ersten Weltkrieg verhinderte eine Weiterführung der Strecke von Hüls nach Marl. Erst viele Jahre später, am 1. März 1928, konnte das fehlende, rund 3,6 Kilometer lange Streckenstück in Betrieb genommen werden.
Die Streckeneröffnung fiel in die Zeit, in der die Vestischen Kleinbahnen lange Linienläufe bildeten, um ihre Fahrzeuge möglichst wirtschaftlich einzusetzen. Das Streckenstück von Recklinghausen nach Marl wurde in die Linie 2 integriert. Diese absolvierte 1929 den beeindruckenden, über insgesamt 34,2 Kilometer führenden Langlauf von Buer Rathaus über Polsum, Marl, Hüls, Sinsen, Recklinghausen und Erkenschwick bis zur Endstelle in Höhe der Ahsener Straße in Datteln.
Der Verlauf der Trasse in Marl ist aufgrund einer tiefgreifenden Umgestaltung der städtischen Infrastruktur nur noch schwer zu rekonstruieren. Heute würde die Strecke von Hüls zunächst über die Bergstraße und dann über die Josefa-Lazuga-Straße verlaufen. Über die Straße Am Theater und die Barkhausstraße erreichte die historische Trasse das Zentrum von Marl.
Das Beitragsbild – ein Ausschnitt aus einer Postkarte aus dem Jahr 1949 – zeigt einen als Linie 14 zur den Chemischen Werken in Hüls fahrenden Straßenbahnzug mit zwei Beiwagen am Hauptbahnhof in Recklinghausen (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund (Ausschnitt) – Sammlung Ludwig Schönefeld). Ein Jahrzehnt später wurden auf der Linie 14 moderne Gelenktriebwagen eingesetzt. Einen solchen zeigt das am 18. Mai 1963 von Wolfgang R. Reimann an gleicher Stelle wie das Beitragsbild aufgenommene Foto.