Für die Menschen in Meckinghoven hat „Lukas“ einen besonderen Klang. Man meint damit die Kreuzung der heutigen Wittener Straße (B 235) mit der Provinzialstraße und der Dortmunder Straße (L 511).
Die Kreuzung wurde nach einem traditionsreichen Gasthaus benannt, das um die Jahrhundertwende zunächst von Josef Lucas und später von Hermann Lucas betrieben wurde. Der Kanal, das nahe gelegene Schiffshebewerk und die nicht minder interessante Schachtschleuse sorgten dafür, dass sich „Lucas“ zu einem beliebten Ausflugslokal entwickeln konnte. Dazu trug auch der großzügige und zum Teil überdachte Biergarten bei.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel die Immobilie zusehends. Die Kreuzung jedoch behielt ihren Beinamen. Sogar der Brückenzug über den Kanal erhielt im Volksmund den Namen „Lukasbrücke“. Sowohl für die Brücke als auch für die Kreuzung verwendete man die Bezeichnung „Lukas“ in der Schreibweise mit „K“. Dadurch war gegen die Nutzung des Familiennamens als geographische Landmarke auch im offiziellen Sprachgebrauch nichts einzuwenden.
Im Herbst 2013 wurden Teile der alten Bausubstanz des Gasthauses Lucas, insbesondere die ehemalige Veranda, durch einen Neubau ersetzt. Dieser beherbergt heute wieder einen Gastronomiebetrieb.
KNOTENPUNKT
Mit der Inbetriebnahme der Straßenbahnstrecke von Meckinghoven über Waltrop nach Brambauer wurde „Lukas“ auch im Netz der Vestischen Kleinbahnen ein wichtiger Verkehrsknoten. Bis 1939 wurde die Kreuzung doppelgleisig ausgebaut. Aus Richtung Henrichenburg gesehen lag das Streckengleis der Linie 3 (Recklinghausen – Datteln) auf der westlichen Seite der heutigen B 235. Kurz vor der Kreuzung zweigte das zweite Gleis vom Streckengleis ab, hinter der Kreuzung fädelte es sich wieder auf das weiterhin am westlichen Straßenrand liegende Streckengleis in Richtung Datteln ein.
Das Gleis der Linie 4 (Meckinghoven – Brambauer) lag zwischen der Schachtschleuse und der Kreuzung auf der nördlichen Straßenseite der heutigen Provinzialstraße (L 511). Auch von diesem Gleis zweigte kurz vor der Kreuzung ein Umsetzgleis ab. Die Trasse wurde doppelgleisig über die Kreuzung in die heutige Dortmunder Straße geführt. Hier mündete das Doppelgleis in einen Gleisstumpf auf der südlichen Straßenseite. Dieser wurde 1939 als Endstelle der Linie 4 genutzt.
Während es sonst keine weiteren Weichen gab, war aus Richtung Waltrop ein Abzweig in Richtung Datteln, über den bei Betriebsbeginn und Betriebsende die im Betriebshof Recklinghausen stationierten Trieb- und Beiwagen für die Linie 4 auf die Strecke geschickt wurden.
Die hier als Beitragsbild verwendete Postkarte wurde 1939 publiziert. Vor dem offensichtlich gut besuchten Gasthof Lucas ist eine Schaltstation für die Stromversorgung der Straßenbahnstrecke zu sehen. Wie das Bild zeigt, wurden die Schalthäuser schon damals mit Plakaten beklebt, obwohl sie dafür nicht vorgesehen waren (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld). Die stark retuschierte Bildvorlage wurde von der Wittener Straße aus aufgenommen. Die Strecke nach Waltrop führte auf der linken Seite über die Provinzialstraße.
Das abschließende, 1957 aufgenommene Foto zeigt einen für die Fahrt als Linie 4 nach Brambauer bereitstehenden Straßenbahnwagen an der Lukaskreuzung (Foto Dieter Vogt – Sammlung Wolfgang R. Reimann). Aufgrund des seltenen Motivs bitte ich die leider nur mäßige Qualität des Bildes zu entschuldigen.