BETRIEBSHOF RECKLINGHAUSEN

Der kurz nach dem Bau der Strecken nach Erkenschwick und Suderwich am 5. Oktober 1913 am Hiller Weg (heute Castroper Straße) in Betrieb genommene Betriebshof Recklinghausen war anfangs das Zentrum für die Straßenbahnstrecken des Ostnetzes. Hier waren die Trieb- und Beiwagen stationiert, die auf den Strecken nach Datteln, Henrichenburg, Meckinghoven, Waltrop und Brambauer unterwegs waren. Auch der Solotriebwagen für die Linie von Recklinghausen-Süd nach Röllinghausen wurde vom Betriebshof Recklinghausen eingesetzt.

Da ursprünglich im Nordostnetz der Vestischen Kleinbahnen der Bau weiterer Straßenbahnstrecken geplant war, war der Betriebshof in den ersten Jahren deutlich überdimensioniert.

Als in den Jahren 1920 und 1921 der Betriebshof Herten zur Hauptwerkstatt für das gesamte Straßenbahnnetz im Vest ausgebaut wurde, wurde auch ein großer Teil des Hertener Fahrzeugbestands nach Recklinghausen umgesetzt. Für kleinere Wartungsarbeiten hielt man gleichwohl auch am Hiller Weg einige Werkstatteinrichtungen vor. So dokumentieren historische Fotos beispielsweise den Austausch von Schleifbügeln.

Zu einer weiteren Ausweitung des Fahrzeugbestandes führte die Übernahme der Straßenbahn Herne – Recklinghausen durch die Vestischen Kleinbahnen am 28. Oktober 1939. Der Betriebshof an der Bochumer Straße in Recklinghausen-Süd wurde in der Folge stillgelegt und verpachtet. Die noch brauchbaren Fahrzeuge – durch die intensive Nutzung war das Rollmaterial der Straßenbahn Herne – Recklinghausen zuvor einem hohen Verschleiß ausgesetzt – wurden nach Recklinghausen umgesetzt.

Zeitgleich mit der Einstellung der Linie 210 im Oktober 1981 wurde die Hauptwerkstatt in Herten geschlossen. Die dort zuletzt zur Wartung der verbliebenen Gelenktriebwagen sowie für den Unterhalt der zwei Arbeitswagen vorgehaltenen Werkstatteinrichtungen wurden nach Recklinghausen verlagert, um im Auslaufbetrieb der Straßenbahn zumindest noch kleine Reparaturen ausführen zu können.

Nachdem am 4. Oktober 1982 auch der Restbetrieb auf der Linie 305 zwischen Herne und Recklinghausen eingestellt worden war, wurde in den folgenden Monaten auch im Betriebshof Recklinghausen die Schließung vorbereitet. In den auf die Einstellung der Bahn folgenden Wochen wurden in Recklinghausen noch die nach Lille verkauften Straßenbahnwagen verladen. Straßenbahnfreunde konnten sich in dieser Zeit noch das eine oder andere Erinnerungsstück sichern, bevor die Wagenhalle einer anderen Nutzung zugeführt wurde.

Bis zum Schluss blieben die Wagenhalle und die Gleisanlagen nahezu unverändert: Bereits bei der Eröffnung verfügte die Wagenhalle über elf Stände. Der Baukörper gliederte sich in eine vierständige südliche Halle, ein fünfständiges Mittelschiff und eine zweiständige nördliche Halle, in der die Werkstatteinrichtungen untergebracht waren. Ebenfalls auf der Nordseite befand sich ein überdachter Lager- und Umschlagplatz mit zwei Gleisen. Weiterhin gab es auf der Südseite ein Freigleis, auf dem in den 1970er-Jahren ausgemusterte Fahrzeuge oder Arbeitstriebwagen abgestellt.

Zum Betriebshof gehörten darüber hinaus ein Umformerwerk auf der Nordseite sowie ein Verwaltungstrakt mit den Sozialräumen für das Personal.

Charakteristisch für die Wagenhallen war von Anfang an die Betonarchitektur. Auch die Dachträger wurden in Beton ausgeführt. Zur Zeit des Straßenbahnbetriebes kamen die Feinheiten der Architektur gleichwohl kaum zur Geltung. Inzwischen wurden die Fassaden des unter anderem als „Baby Discout“ und Fitness-Center gewerblich umgenutzten Gebäudes farblich gestaltet, so dass die Friese und kleine Details auch optisch wieder zur Geltung kommen.