LINIEN 2 UND 3

Nach dem Lückenschluss in Suderwich wurden die Linienwege neu geordnet. Die Strecke von Recklinghausen über Erkenschwick nach Datteln wurde mit der Strecke von Wanne nach Recklinghausen zur Linie 1 verbunden. Die Strecke von Recklinghausen über Suderwich und Henrichenburg nach Datteln erhielt die Liniennummer 3.

Ab 1918 übernahm die Strecke Recklinghausen – Erkenschwick – Datteln von der Straßenbahn Herten – Buer die Liniennummer 2. 1920 wurden beide Linien von Recklinghausen aus in nordwestlicher Richtung verlängert. Die Linie 2 fuhr jetzt von Recklinghausen weiter bis Hüls, die Linie 3 setzte ihre Fahrt ab Recklinghausen bis Langenbochum fort.

Für die Linie 3 gab es 1922 nochmals eine Linienwegänderung. Sie fuhr in den folgenden neun Jahren bis 1931 von Datteln kommend ab Recklinghausen über Marl bis Dorsten und kam damit auf eine Streckenlänge von 36,3 Kilometern.

RINGLINIE

Ab 1931 gab es dann die 29,8 Kilometer lange Ringlinie 2/3. Die Linie 2 verkehrte im Uhrzeigersinn von Recklinghausen über Erkenschwick, Datteln, Henrichenburg und Suderwich nach Recklinghausen, die Linie 3 befuhr die gleiche Route gegen den Uhrzeigersinn, also von Recklinghausen über Suderwich, Henrichenburg, Datteln und Erkenschwick nach Recklinghausen.

In dieser Phase wurde 1932 das Beitragsbild in Henrichenburg aufgenommen. Auf der Linie 2 ist Triebwagen 31 in Richtung Recklinghausen unterwegs. Im Hintergrund ist eine Kompanie des lokalen Bürger-Schützen-Vereins zu erkennen. Dieser hatte sich im Herbst 1928 neu gegründet (Sammlung Stadtarchiv Castrop-Rauxel). Heute ist die Szenerie kaum wiederzuerkennen. Erhalten geblieben sind nur die im Hintergrund rechts liegende alte Henrichenburger Kirche und das Haus Alter Kirchplatz 4. An der Stelle, an der der Triebwagen steht, kreuzt heute die B 235.

WARTBURGBRÜCKE

Die Bombardierung des Kanalkreuzes Datteln sowie die Sprengung der Kanalbrücken durch die vor amerikanischen Truppen zurückweichende Wehrmacht erzwangen 1945 neue Linienwege.

Bereits 28. April 1945 war die Strecke Recklinghausen – Erkenschick Wittlohstraße wieder in Betrieb. Ab 4. Mai 1945 fuhr die Linie 2 wieder bis Datteln. Die Verbindung von Recklinghausen zur Schulstraße in Suderwich war am 17. Mai 1945 wieder verfügbar. Ab dem 10. August 1945 kam die Linie 3 bis zur zerstörten Wartburgbrücke. Diese hatte man durch eine Behelfsbrücke ersetzt, die jedoch das Gewicht einer Straßenbahn nicht tragen konnte.

Am 1. April 1946 waren die Kriegsschäden auch im Verlauf der Überlandstrecke zwischen Datteln und der Lukaskreuzung in Meckinghoven repariert. Ab dem 20. September 1948 konnte die Linie 3 wieder bis zum südlichen Brückenkopf der Wartburgbrücke fahren.

Obwohl die Strecke an der Wartburgbrücke unterbrochen war, wurde an den Triebwagen anfangs das Fahrtziel Recklinghausen ausgeschildert. Das wurde später geändert: Die Linie 2 (Recklinghausen – Erkenschwick – Datteln) wurde von Datteln über Meckinghoven bis zur Wartburgbrücke verlängert. Die Linie 3 fuhr nunmehr von Recklinghausen über Suderwich zur Wartburgbrücke. Das in Recklinghausen an den Wagen angebrachte Zielschild signalisierte in dieser Zeit die einstweilige Endstelle „Suderwich Brücke“.

Erst 1957 war das Provisorium der Wartburgbrücke durch einen Neubau ersetzt. Die Linie 2 wurde – wie im folgenden Abschnitt beschrieben – eingestellt. Dafür fuhr die Linie 3, zuletzt sogar noch mit den modernen Großraumwagen, noch für kurze Zeit bis zur Haltestelle Dortmunder Straße in Henrichenburg, wo es bis zum 1. Juli 1958 eine Umsteigemöglichkeit zur Linie 10 nach Castrop-Rauxel gab.

EINE LETZTE INVESTITION

Im Laufe des Jahres 1952 wurden die Gleisanlagen in Datteln, im Kreuzungsbereich der Friedrich-Ebert-Straße und der Castroper Straße, erneuert. Dabei wurde auch die Gleisanlage der Endstelle auf der Südseite des Neumarkts verändert.

Die Gleise in der Friedrich-Ebert-Straße und in der Castroper Straße wurden jetzt mit einem Doppelgleis verbunden. Dadurch entfiel die in den 1930er-Jahren angelegte Spitzkehre in der Martin-Luther-Straße. Von der Castroper Straße führte ein Gleisabzweig zum Neumarkt, wo das Aufstellgleis der Endstelle nunmehr parallel zur Martin-Luther-Straße angelegt wurde.

Im Linienbetrieb wurde dieses Aufstellgleis gleichwohl kaum genutzt. Die Wagen der Linie 2 wechselten an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße / Castroper Straße nach der Pause des Personals auf die Linie 3, die der Linie 3 auf die Linie 2.

EINSTELLUNG

Bereits zwei Jahre später, am 1. September 1957 wurde der Straßenbahnverkehr zwischen der Kreuzung Ewaldstraße / Steinrapener Weg in Erkenschwick und Datteln sowie zwischen Henrichenburg und Datteln eingestellt.

Am 29. Mai 1960 folgte die vollständige Einstellung der Linie 2 zwischen Recklinghausen Hauptbahnhof und der provisorischen Endstelle Steinrapener Weg in Erkenschwick. Zeitgleich wurde im Verlauf der Linie 3 das Teilstück zwischen der Haltestelle Suderwicher Heide und Henrichenburg auf Omnibusse umgestellt.

Nach weiteren zwei Jahren, am 3. Juni 1962 ersetzte der Omnibus auch auf dem Reststück, zwischen Recklinghausen und Suderwicher Heide die Straßenbahn. Von den Linien 2 und 3 blieb lediglich die Zufahrt vom Kunibertitor zum Betriebshof Recklinghausen erhalten: dies immerhin bis zur Einstellung des Schienenverkehrs bei der Vestischen Straßenbahnen GmbH am 4. Oktober 1982.

Das abschließende Postkartenmotiv entstand Anfang der 1950er-Jahre in Henrichenburg. Auf der Linie 3 ist ein 1929 gebauter von der Waggonfabrik Uerdingen gebauter Ganzstahl-Triebwagen im Einsatz. Diese Fahrzeuge erhielten 1956 neue Aufbauten. Die Gleisführung wurde im Zuge des Wiederaufbaus verändert. Der historische Ortskern am alten Kirchplatz ist abgebrochen. Die Straßenbahn wird jetzt auf einer eigenen Trasse von der Henrichenburger Straße zum eigenen Bahnkörper auf der Nordseite der Freiheitstraße geführt (unbekannter Postkartenverlag – Sammlung Wilhelm Dufhues).