NACH BRAMBAUER

Mitte der 1920er-Jahre kam es im Ostnetz nochmals zu einer Erweiterung: Am 23. Dezember 1924 konnten die Vestischen Kleinbahnen, ausgehend von der Kreuzung Lucas in Meckinghoven, die auf halbem Weg zwischen Henrichenburg und Datteln lag, eine 5,9 Kilometer lange Neubaustrecke nach Waltrop eröffnen. Am 11. Juli 1925 wurde sie zwischen Waltrop und Brambauer um weitere 5,2 Kilometer verlängert. Sie ging als Linie 4 in Betrieb.

Die Strecke wurde fast durchgehend auf einem eigenen Bahnkörper trassiert und eingleisig ausgeführt. Zwischen Meckinghoven und Waltrop begleitete sie die heutige Recklinghäuser Straße (L 511) auf der nördlichen Seite. Der eigene Bahnkörper ist als Radweg bis heute gut zu erkennen.

Im Zentrum von Waltrop führte die Trasse zunächst über die heutige Hoch- und Hegelstraße zur Dortmunder Straße. Über diese wurde die Strecke 1925 nach Brambauer weitergeführt. Der folgende Streckenabschnitt besteht heute in Fortführung der L 511 aus der Brambauerstraße und der Waltroper Straße. Bis zur Einmündung der Friedhofstraße in Brambauer ist auch hier der zum Radweg umgebaute ehemalige Bahnkörper auf der nordöstlichen Straßenseite gut zu erkennen.

Die Endstelle in Brambauer lag stumpf endend an der Kreuzung mit der heutigen L 654 (Mengeder Straße / Königsheide). Direkt gegenüber befand sich die Endstelle der Dortmunder Straßenbahn in der Brechtener Straße.

Ausweichen gab es in Höhe der Einmündung der Veiinghoffstraße in der Waltroper Hochstraße, Waltrop, kurz vor dem östlichen Ortsausgang in Waltrop, in der Bauerschaft Elmenhorst und an der Endstelle in Brambauer.

INSELBETRIEB MIT EIGENER WAGENHALLE

Nach der Sprengung der über den Dortmund-Ems-Kanal führenden Lukasbrücke in Meckinghoven durch die Wehrmacht in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs war die von Datteln nach Brambauer führende Straßenbahnlinie 4 vom Netz der Vestischen Straßenbahnen abgeschnitten.

Wie an anderen Stellen im Streckennetz der „Vestischen“, ersetzten die Alliierten die zerstörte Verbindung durch eine Bailey-Brücke. Diese Behelfsbrücken waren für den Straßenbahnverkehr zu schwach. Erst eine neue Stahlbrücke mit 45 Tonnen Tragfähigkeit, die ab 1948 anstelle der Behelfsbrücke errichtet wurde, konnte wieder die Last der Straßenbahnwagen tragen.

Um zwischen Meckinghoven und Brambauer trotzdem in beschränktem Umfang einen Straßenbahnverkehr anbieten zu können, errichteten die Vestischen Straßenbahnen auf einem Grundstück an der Dortmunder Straße 41 in Waltrop eine provisorische Wagenhalle. Anschließend wurde ein Triebwagen nach Waltrop überführt. Mit diesem wurde am 1. Mai 1948 zwischen dem Dortmund-Ems-Kanal in Meckinghoven und Brambauer der Linienverkehr im Stundentakt wieder aufgenommen.

AUF VERSCHLEISS

Im Februar 1949 war die neue Lucasbrücke in Meckinghoven fertiggestellt. Es dauerte jedoch noch über ein Jahr, bis bei Lucas der Anschluss an die Stammstrecke hergestellt und alle übrigen Schäden, die der Krieg an der Straßenbahnstrecke hinterlassen hatte, beseitigt waren.

Das provisorische Depot in Waltrop wurde am 1. Mai 1950 aufgegeben. Die Auswertung historischer Luftbilder ergab, dass die Wagenhalle vermutlich in den folgenden Jahren noch einer anderen Nutzung zugeführt wurde. Heute befinden sich an ihrer Stelle eine Parkplatzzufahrt und mehrere Wohnhäuser.

Der Stundentakt der Linie 4 wurde 1951 auf einen Halbstundentakt verdichtet. Das führte an den seit der Eröffnung der Strecke nicht grundlegend erneuerten Gleisanlagen zu einem erhöhten Verschleiss. Da die Fahrgastfrequenz auf der Überlandstrecke zunehmend zurückging fiel der Entschluss, die Linie 4 am 1. September 1957 einzustellen.