VON BUER

Am 24. Juni 1901 eröffnete Siemens & Halske als Betriebsführerin der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG mit der von Bismarck über Erle, Buer und Beckhausen nach Horst verlängerten Verbindung Gelsenkirchen – Bismarck die Straßenbahnverbindung in Buer. Über die Bochumer Straße (heute Cranger Straße) erreichte die Strecke das Zentrum von Buer. Über die Essener Straße wurde die Linie nach Horst weitergeführt. Der Betriebshof und die Kraftzentrale für die Neubaustrecke hatte man an der Breddestraße errichtet. Über einen Gleisstern im Kreuzungsbereich von Essener-, Bochumer-, Hoch- und Breddestraße konnten die ein- und ausrückenden Straßenbahnen die sechsständige Wagenhalle erreichen.

Bereits 1911 offerierte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG der gerade erst mit Stadtrechten versehen Stadt Buer das Angebot, weitere Straßenbahnstrecken in Buer zu bauen. Das Wendegleis in der Hochstraße sollte als Ausgangspunkt für eine Linie nach Hassel, Polsum und Marl mit einem Abzweig nach Scholven und Dorsten genutzt werden. Vom Betriebshof in der Breddestraße sollte eine weitere Strecke über die Gelsenkirchener Straße nach Sutum und Schalke gebaut werden.

Man war offensichtlich sehr sicher, dass die Stadtverordneten in Buer den Projekten zustimmen würden. Wie sonst wäre es zu erklären, dass im Zusammenhang mit der Befestigung der Sutumer Straße in Schalke bereits auf einer Länge von 600 Metern eine doppelgleisige Trasse angelegt wurde.

Nicht nur die privatwirtschaftlich finanzierte Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG, auch der Kreis Recklinghausen erkannte das Entwicklungspotential der nördlich von Buer gelegenen Ortschaften, die nach dem Abteufen neuer Zechen kontinuierlich wuchsen. Zeitgleich mit den Projekten der BOGESTRA plante auch der Kreis den Bau neuer Straßenbahnstrecken. Zudem hatte der Kreis die Hoheit über die Provinzialstraßen. Man musste somit damit rechnen, dass der Kreis dem konkurrierenden Verkehrsbetrieb deren Nutzung untersagen würde. Zudem beteiligte der Kreis die Kommunen an seinen Straßenbahnprojekten. Einerseits erforderte dies ein nicht unerhebliches finanzielles Engagement. Andererseits sorgte der Kreis für entsprechende Kredite und gewährte den Kommunen jederzeit in verkehrspolitischen Fragen ein Mitspracherecht.

Nach Abwägung aller Argumente und der Konsultation eines in Verkehrsfragen renommierten Gutachters lehnte die Stadt Buer das Angebot der BOGESTRA ab. Stattdessen beteiligte sich die Landgemeinde Buer zunächst mit einem Anteil von 45 Prozent an der Straßenbahn Herten – Buer und später darüber hinaus auch an weiteren, kommunal finanzierten Straßenbahnprojekten des Kreises Recklinghausen.

Im Zentrum der später nach Hassel, Polsum und Marl, nach Herten und Recklinghausen, nach Scholven und Gladbeck, Westerholt und zuletzt nach Sutum führenden Strecken lag der 1915 zunächst provisorisch eröffnete Betriebshof Buer der Vestischen Kleinbahnen.

BINDEGLIED

Für die Netzentwicklung der „Vestischen“ war Buer als Bindeglied zwischen dem Ostnetz und dem Westnetz von entscheidender Bedeutung. Noch bis 1957 waren diese Teilnetze nicht über eigene Gleise verbunden.

1917 wurde am Rathaus Buer erstmals eine Gleisverbindung zwischen den Netzen der Vestischen Kleinbahnen und der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen geschaffen. Diese allerdings zunächst nur für den im Ersten Weltkrieg gemeinschaftlich durchgeführten Güterverkehr. Später wurde dieses Gleis für Überführungsfahrten der im Betriebshof Bottrop (Westnetz) beheimateten Straßenbahnwagen nach Herten genutzt. Der dortige Betriebshof diente der „Vestischen“ seit 1921 als Hauptwerkstatt.

1922 stellten die Stadtverordneten in Buer die Weichen für eine engere Zusammenarbeit zwischen den Verkehrsbetrieben, indem sie in ihrer Sitzung vom 8. März die Haushaltsmittel für eine Neugestaltung des Goldbergplatzes freigaben. Der Umbau der Gleisanlagen wurde 1925 abgeschlossen. Am 18. Dezember 1926 hielten die Straßenbahnzüge der Vestischen Kleinbahnen und der Bochum-Gelsenkirchener Strassenbahnen erstmals gemeinsam am Bueraner Rathaus.

In Erwartung der 1974 mit einigen Begegnungen auch in Gelsenkirchen ausgerichteten Fußballweltmeisterschaft wurde das Streckennetz in Buer grundlegend modernisiert. Die Rathauskreuzung wurde zu einem Gleisstern ausgebaut.

Mit der zunehmenden Einstellung der Straßenbahnstrecken im Vest nahm die Bedeutung des Bueraner Netzes zunehmend ab. Bis heute überlebt hat allein die Endstelle der Linie 302 am Rathaus Buer, die zwischenzeitlich vollständig erneuert wurde.