NACH RENTFORT

Zeitgleich mit der Verlängerung der Bottroper Stammstrecke vom Pferdemarkt nach Osterfeld konnte am 15. Juli 1909 auch in Gladbeck eine neue Stichstrecke dem Betrieb übergeben werden. Sie verband das Stadtzentrum mit der 1,56 Kilometer nordwestlich liegenden Bauernschaft Rentfort. Die Endstelle lag in Höhe der Einmündung der Hegestraße.

Die Trasse zweigte am Gladbecker Amtshaus von der Stammstrecke ab. Sie führte in östlicher Seitenlage über die Rentforter Straße bis zur Endstelle, an der sich eine Ausweiche für den Beiwagenbetrieb befand. Etwa auf halber Strecke passierte die Bahn den Bahnhof Gladbeck-West, der am 1. Mai 1905 im Zuge der Eröffnung der Hamm-Osterfelder-Eisenbahn als Personen- und Güterbahnhof in Betrieb gegangen war. Von Anfang an lagen die Gleise der Eisenbahn auf einem Damm, den die Rentforter Straße und somit auch die Straßenbahn mittels einer Straßenunterführung kreuzten.

AUF ZUKUNFT ANGELEGT

Die Bedeutung der Straßenbahnstrecke nach Rentfort lässt sich nur aus dem Kontext der 1909 bereits geplanten, aber erst deutlich später verwirklichten Streckenergänzungen erklären.

1908 hatte östlich der Bauernschaft Zweckel die Schachtanlage Potsdam des Steinkohlenbergwerks Zweckel die Förderung aufgenommen. Der in Höhe der Einmündung der Schultenstraße geplante Abzweig nach Zweckel wurde jedoch erst ab 1927 realisiert und am 23. August 1929 in Betrieb genommen.

Auch die bei der Planung der Rentforter Linie angedachte Weiterführung der Straßenbahn bis Kirchhellen wurde immer wieder verschoben. Sie wurde erst am 30. März 1930 realisiert.

LINIE B

Bei der Betriebseröffnung im Juli 1909 gab es noch keine Linienbezeichnungen. Als am 2. September 1909 die Strecke von Gladbeck über Brauck zum Bahnhof Horst-Emscher (Nord) in Betrieb ging, wurde diese mit der Rentforter Strecke zu einer durchgehenden Linie verbunden, deren Fahrtziele mit Vorsteckschildern angezeigt worden. Bei der Einführung von Linienbezeichnungen mit Buchstaben im Jahr 1911 wurde die Linie von Rentfort nach Horst als Linie B bezeichnet.

AUSBAU UND EINSTELLUNG

Im Zusammenhang mit dem Bau der Strecke nach Zweckel und der Weiterführung nach Kirchhellen wurde die Trasse in der Rentforter Straße 1929 zweigleisig ausgebaut.

Ein Nadelöhr blieb die schmale Unterführung am Bahnhof Gladbeck-West. Vor allem bei Starkregen sammelte sich das Oberflächenwasser unter dem Bahndamm und machte die Unterführung für den Individualverkehr und die Straßenbahn unpassierbar.

Der Bau einer neuen Straßenüberführung in Verlängerung der Sandstraße Anfang der 1960er-Jahre beendete das Problem für den Straßenverkehr. Für die Straßenbahn brachte der Bau der „Europabrücke“ die Einstellung.

Am Tag der Einstellung der Linie nach Zweckel am 8. August 1965 fuhren letztmalige Straßenbahnwagen über die Rentforter Straße. Bereits am 21. November 1964 hatten sich die Vestischen Straßenbahnen von der Linie nach Kirchhellen getrennt.

Die verwaisten Gleise in der Rentforter Straße wurden erst Anfang der 1980er-Jahre entfernt.