NACH BUER

Mit der Eröffnung der Straßenbahnstrecke von Buer Rathaus nach Hassel entstand in Buer ein Inselbetrieb. Für den Ausbau des Straßenbahnnetzes im Kreis Recklinghausen war Der Betrieb in Buer jedoch als Bindeglied zwischen dem von Herten ausgehenden Ostnetz und dem von Bottrop ausgehenden Westnetz von entscheidender Bedeutung. Deshalb musste es ein Ziel der Vestischen Kleinbahnen GmbH sein, den Betrieb in Buer trotz der Einschränkungen des Ersten Weltkrieges so schnell wie möglich an das Stammnetz anzuschließen.

Dies gelang am 24. August 1916 mit der Aufnahme des Straßenbahnverkehrs zwischen Resse und Buer Rathaus. Die landespolizeiliche Abnahme der 3,6 Kilometer langen Neubaustrecke war am Vortag erfolgt.

Mit der Betriebsaufnahme wurde die Verbindung von Buer Rathaus nach Hassel Arndstraße vom Rathaus in Buer bis Herten Mitte weitergeführt. Zeitgleich erhielt sie die neue Liniennummer 12, die damals zum ersten Mal im Netzplan der Vestischen Kleinbahnen GmbH auftauchte.

OST-WEST-VERBINDUNG

Die Verbindung von Herten nach Buer war die wichtigste Ost-West-Verbindung im Netz der Vestischen Straßenbahnen. Die Strecke von Recklinghausen über Marl und Polsum nach Buer war demgegenüber nur von untergeordneter Bedeutung.

Die Gleisführung wurde im Laufe der Jahrzehnte immer wieder optimiert. 1966 wurde die enge Linienführung durch die Hertener Innenstadt von der Kaiserstraße über die Antoniusstraße und die Marktstraße durch eine Neubautrasse über den Nordring (heute Konrad-Adenauer-Straße) ersetzt. Hier erhielt die Straßenbahn einen eigenen Bahnkörper, der später bis zur Haltestelle Resser Weg weitergeführt wurde.

Mitte der 1970er-Jahre führte dann der Bau der Autobahn A 43 zu einer Neutrassierung in Disteln. Auch hier erhielt die Straßenbahn in den Jahren 1973 und 1974 einen eigenen, doppelgleisigen Bahnkörper im Verlauf der Hertener Straße und der Akkoallee.

LINIE 10 UND ANDERE

Im Laufe der Zeit benutzten zahlreiche Linien die Verbindung von Herten nach Buer. Am dauerhaftesten war die Linie 10. Sie befuhr das Streckenstück praktisch ununterbrochen vom 1. Juli 1921 bis zu ihrer Einstellung in den Jahren 1980 und 1981: Am 1. Oktober 1980 wurde die Linie 210 auf zwischen dem Bahnhof Buer-Nord und dem Resser Weg in Herten eingestellt. Am 31. Mai 1981 folgte das Teilstück zwischen dem Resser Weg und Recklinghausen.

Zwischen der Freiheit in Buer und dem Markt in Resse verdichtete vom 2. Juni 1957 bis zum 26. Mai 1969 ein Pendelwagen als Linie 20 beschilderter Pendelwagen die Frequenz der Linie 10. Ihre Nachfolge trat am 27. Mai 1969 die Linie 12 an. Deren nördlicher Abschnitt zwischen Polsum Ehrenmal und Marl-Sinsen war zuvor auf Omnibusse umgestellt worden. Nunmehr fuhr sie von Polsum Ehrenmal bis Resse Markt.

Am 4. Juni 1973 wurde die Route der Linie 1, die zuvor von Recklinghausen Nordcharweg über Herten bis zum Abzweig Herten Herner Straße fuhr, geändert. Ab Herten Mitte wurde sie jetzt über die Neubaustrecke im Nordring im Wechsel mit der Linie 10 über Buer bis Polsum Ehrenmal verlängert. Auf dem Teilstück Buer – Polsum fuhr sie in dieser Zeit im Parallelverkehr mit der Linie 11. Zum Einsatz kamen dabei neben den zuvor nahezu ausschließlich auf der Linie 1 eingesetzten vierachsigen Umbau-Gelenkwagen jetzt auch vierachsige Großraumwagen sowie gelegentlich sogar sechsachsige Gelenkwagen.

Ab dem 7. Juni 1974 wurde die Linie 1 zwischen Recklinghausen Hauptbahnhof und Polsum durch die Linie 11 abgelöst. Der Restverkehr zwischen Recklinghausen Hauptbahnhof und Nordcharweg wurde am 16. November 1975 eingestellt.

ÜBERLANDBAHN

Die Verbindung von Resse nach Buer blieb als zentrale Ost-West-Verbindung im Netz der Vestischen Straßenbahnen fast bis zur Einstellung des Straßenbahnverkehr in Betrieb. Erstaunlich war, dass das Teilstück zwischen dem Resser Weg in Herten und Buer abgesehen von der Ortsdurchfahrt in Resse sowie der Ausweiche Waldschenke trotz der Bedeutung der Strecke bis zum Schluss eingleisig blieb.

Am 1. Oktober 1980 wurde die Linie 210 auf zwischen dem Bahnhof Buer-Nord und dem Resser Weg in Herten eingestellt. Am 31. Mai 1981 folgte das Teilstück zwischen dem Resser Weg und Recklinghausen.

Zwischen dem Ostring in Buer und Resser hatte die Strecke bis zum Schluss den Charakter einer Überlandbahn. Die Ausweiche „Waldschenke“ (anfangs „Börnchen“) war aufgrund des alten Baumbestandes ein beliebter Fotostandpunkt bei Sonderfahrten für Straßenbahnfreunde. Obwohl sich der 1934 abgeteufte Schacht 6 der Schachtanlage Hugo („Hugo-Ost“) in unmittelbarer Nähe befand, trug die Ausweiche immer den Namen der Gaststätte im südlich angrenzenden Gelsenkirchener Stadtwald.