NACH BOY


Mit der Eröffnung der Strecke von Gladbeck nach Horst konnte der Kreis Recklinghausen das anfangs als Straßenbahn Horst – Gladbeck – Osterfeld – Bottrop bezeichnete Projekt im Westen des Kreisgebietes abschließen.

Gleichwohl wurde in Bottrop schon bald der Wunsch nach einer Straßenbahnlinie zu den in der Gemarkung Boyer entstehenden Siedlungen der Zeche Arenberg Fortsetzung laut. Die nach dem Besitzer der Bergrechte, Herzog Prosper von Arenberg, benannte Gewerkschaft Arenberg-Fortsetzung hatte 1910 im Südosten von Bottrop mit den Teufarbeiten für eine Doppelschachtanlage begonnen. 1912 nahm die Anlage die Kohleförderung auf. Parallel mit den Teufarbeiten wurden Siedlungen für die angeworbenen Bergleute errichtet.

Am 29. Mai 1913 eröffneten die Recklinghausener Strassenbahnen eine 3,83 Kilometer lange Neubaustrecke vom Altmarkt in Bottrop zur Johannesstraße in Boyer. Die Bezeichnung „Boy“ wurde erst in späteren Jahren verwendet. Da zu diesem Zeitpunkt bereits Buchstaben zur Kennzeichnung der Bottroper Linien eingeführt waren, gab man der Strecke den nächsten freien Buchstaben. So ging sie als Linie C in Betrieb.

Die neue Strecke verließ die neue Verbindung die Bottroper Stammstrecke am Altmarkt. Über die hier beginnende Horster Straße ging es weiter bis zur einstweiligen Endstelle in Höhe der Einmündung der Johannesstraße. Bis in Höhe der heutigen Kreuzung mit der Friedrich-Ebert-Straße (damals Karlstraße) war die Trasse aufgrund des frühen Ausbaus in der Bottroper Innenstadt zweigleisig. Auf dem Reststück wurde die Strecke eingleisig in der Straßenmitte angelegt.

Anfangs gab es eine Ausweiche in Höhe der Kreuzung mit der Aegidi- und der Lindenstraße (heute Siemensstraße). 1931 wurde zwischen Bottrop und dieser Ausweiche eine weitere Ausweiche in Höhe der Einmündung der Düppelstraße ergänzt.

Ein glücklicher Umstand war, dass die Trasse am Bahnhof Boy mittels einer bestehenden Brücke über die hier im Einschnitt liegenden Gleise der Hamm-Osterfeld-Eisenbahn geführt werden konnte.

WEITERFÜHRUNG NACH HORST

Der Erste Weltkrieg verhinderte zunächst die geplante Weiterführung der Linie auf direktem Weg nach Horst. Erst in den 1920er-Jahren wurde wieder gebaut. Inzwischen hatte die Linie 1915 die Liniennummer 20 erhalten.

Am 7. März 1925 konnte die 1,05 Kilometer lange Weiterführung von der Johannesstraße bis zur Brauckstraße in Betrieb gehen. Zwei Jahre später, am 4. Juni 1927 wurden 200 Meter Gleis und die Haltestelle Welheimer Straße (heute Boymannsheide) ergänzt. Weitere sieben Jahre vergingen, bis am 24. August 1934 die 2,34 Kilometer lange Verbindung von der Welheimer Straße zum Horster Stern eingeweiht werden konnte.

Auch auf den ergänzenden Streckenteilen blieb die Trasse eingleisig. Im Gegensatz zur Gleisführung in der Straßenmitte, die auf dem 1913 eröffneten Abschnitt nach Boy praktiziert worden war, lagen die Gleise nunmehr zwar nicht am Straßenrand, aber doch etwas näher am südlichen Bordstein. An der Haltestelle Welheimer Straße entstand eine weitere Ausweiche. Über die heutige Brauckstraße auf Gladbecker Gebiet und die bereits zu Horst gehörende heutige Bottroper Straße erreichte die Straßenbahnstrecke den Ortskern von Horst. Die Einfädelung in die über die Essener Straße verlaufende Strecke der Essener Strassenbahnen wurde in Form eines doppelgleisigen Abzweigs angelegt. Nach kurzer Fahrt über die Essener Straße erreichte die Linie 20 sodann die Endstelle am Horster Stern.

EINSTELLUNG 1970

Die Linie von Bottrop über Boy nach Horst war bis zum 23. August 1970 in Betrieb, zuletzt als Teilstück der Linie 17.