NACH HORST

Als vierte Strecke des Bottroper Netzes konnte der Kreis Recklinghausen am 2. September 1909 das erste Teilstück der geplanten Verbindung über die Horster-Strasse (heute Horster Straße) in das benachbarte Horst in Betrieb nehmen.

Im Norden knüpfte die neue Strecke an die am 15. Juli 1909 eröffnete Strecke vom Gladbecker Amtshaus nach Rentfort an. Die südliche Endstelle lag zunächst nach 4,08 Kilometern in der Gemeinde Brauck, da die Staatsbahn eine ebenerdige Kreuzung der von Bismarck nach Horst und Osterfeld führenden Güterzugstrecke am Bahnhof Horst-Emscher (Nord) untersagte.

Nach dem Bau einer Straßenbahnbrücke, die später nach Felix Friedrich Graf von Merveldt (1862 – 1926), dem zur Zeit des Brückenbaus amtierender Landrat des Kreises Recklinghausen, benannt wurde konnte die Straßenbahnstrecke bis zum Amtshaus in Horst verlängert werden. Am 18. Mai 1910 ging der 480 Meter lange Abschnitt bis zur neuen Endstelle in der damaligen Gladbeckerstrasse (heute Horst-Gladbecker-Straße) in Betrieb.

LINIE B / LINIE 19

Bei der Einführung von Linienbezeichnungen wurde der Strecke von Rentfort über Gladbeck nach Buer 1911 der Buchstabe B zugeordnet. Im Netz der Vestischen Kleinbahnen erhielt sie ab 1915 die Nummer 19.

NACH HORST SÜD

Eine wichtige Ergänzung war die am 25. Oktober 1920 in Betrieb genommene Verlängerung um 1,8 Kilometer bis zum Bahnhof Horst-Süd. Auf dem Weg zur neuen Endstelle passierte die Straßenbahn den durch die Vestischen Kleinbahnen neu angelegten „Horster Stern“. Hier hatte man die Trasse der Vestischen Kleinbahnen bereits 1917 mit den Gleisen der aus Essen kommenden Straßenbahnstrecke der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft und der aus Buer kommenden Trasse der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen verbunden, um netzüberschreitende Gütertransporte abwickeln zu können. Nunmehr wurde der „Stern“ zu einem doppelgleisigen Verkehrsknoten ausgebaut.

Nicht nur für den systematischen Ausbau des Streckennetzes, auch für die Betriebsabläufe der Vestischen Kleinbahnen war die Weiterführung der Strecke nach Horst-Süd und der Ausbau des „Horster Sterns“ von großer Bedeutung. Da es zwischen dem Bottroper Netz und dem Ostnetz aufgrund der Restriktionen der Staatsbahn anfangs keine Gleisverbindung gab, konnte die Vestische Kleinbahnen anfangs keine Fahrzeuge zwischen den Netzen austauschen. Somit mussten insbesondere die Werkstatteinrichtungen in beiden Betriebsteilen vorgehalten werden. Jetzt war es möglich, über die Gleise der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG Fahrzeuge aus dem Westnetz in das Ostnetz zu überführen.

Parallel zum Bau der Strecke zum Bahnhof Horst-Süd wurde in den Jahren 1920 und 1921 die gesamte Trasse zwischen Gladbeck und Horst doppelgleisig ausgebaut. Ausnahmen blieben lediglich ein kurzer eingleisiger Abschnitt in Gladbeck und die ebenfalls eingleisige Merveldtbrücke.

EINSTELLUNG

Die Strecke von Gladbeck über die späteren Ortsteile Butendorf und Brauck nach Horst erlebte in den folgenden Jahren mehrfach Änderungen der Linienbezeichnung. Teilweise wurde sie im Gemeinschaftsverkehr mit den Essener Strassenbahnen, teilweise im Gemeinschaftsverkehr mit der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (BOGESTRA) betrieben.

In der Nachkriegszeit verkehrte zunächst die Linie 17 später die Linie 10 zwischen Gladbeck und Horst. Ab 1952 nutzten die Vestischen Straßenbahnen zwischen Brauck und Horst eine neue Trassenführung. Die modern angelegte Neubautrecke mit eigenem Bahnkörper in der Straßenmitte führte von der Horster Straße über die Wiesmannstraße zum Rosenhügel. Hier traf sie auf die ebenfalls neu angelegte Trasse der BOGESTRA im Kärtener Ring.

Vom Rosenhügel fuhren nunmehr die Linien beider Gesellschaften bis zur Haltestelle Horst Sparkasse. Im Parallelverkehr mit der Essener Verkehrs-AG wurde an der Devenstraße wieder die zum Netz der Vestischen Straßenbahnen gehördende Strecke von Horst über Boy nach Bottrop erreicht.

Die Merveldtbrücke wurde nach der Eröffnung der Strecke in der Wiesmannstraße abgebrochen.

Zuletzt wurde die Strecke von Gladbeck zur Endstelle Essener Straße (in der Devenstraße) von der Linie 10 auf dem Linienweg von Recklinghausen über Herten, Resse, Buer und Gladbeck nach Horst befahren. Trotz eines umfangreichen Ausbaus der Trassen bis Mitte der 1970er-Jahre, wurde der Straßenbahnverkehr zwischen Buer und Horst am 1. Oktober 1978 vollständig eingestellt.