BETRIEBSHOF HERTEN

Der Betriebshof in Herten der Straßenbahn Recklinghausen – Herten – Wanne wurde zeitgleich mit der Stammstrecke von Herten nach Wanne in den Jahren 1900 und 1901 angelegt. Offiziell eröffnet wurde er zusammen mit der Strecke am 10. Mai 1901.

Zu den Hochbauten gehörte von Anfang an eine sechsständige Wagenhalle: Die vier östlichen Gleise dienten zum Abstellen der Wagen, die zwei westlichen Gleise wurden für Wartungs- und Reparaturarbeiten verwendet. Über eine Weiche zweigte der Betriebshof in Fahrtrichtung Recklinghausen vom Streckengleis ab. Dies blieb über die gesamte Zeit des Bestehens so. Aus Richtung Recklinghausen einrückende Wagen mussten deshalb bis zur Betriebseinstellung vor der Einfahrt die Fahrtrichtung wechseln.

Zum Ensemble des Betriebshofes gehörten darüber hinaus ein Kesselhaus sowie ein Maschinenhaus zur Stromerzeugung, ein Kohlenlager sowie ein überdachter Holzschuppen. Die entsprechenden Gebäude entstanden auf der Westseite des Geländes. Da bei der Planung bereits eine Anlieferung der im Kesselhaus benötigten Kohle mit Straßenbahngüterzügen in Erwägung gezogen wurde, war das Kohlenlager über ein Gleisdreieck zu erreichen. So konnten die an einen Triebwagen angehängten Kohleloren rückwärts zum Entladen bereitgestellt werden.

Weitere Einrichtungen waren das recht großzügige Verwaltungsgebäude, das Pförtnerhaus an der Ewaldstraße und eine nicht zuletzt eine pittoreske Wartehalle mit – wie die Baubeschreibung festhält – „alkoholfreiem Ausschank“.

HAUPTWERKSTATT

In den Jahren 1920 und 1921 wurde hinter der Wagenhalle eine großzügige neue Hauptwerkstatt für den Gesamtbetrieb der Vestischen Kleinbahnen errichtet. Über eine Schiebebühne konnten 15 Hallenstände und fünf Freigleise erreicht werden. Das Kohlenladegleis wurde nach Süden verlängert, wo auf den noch vorhandenen Reserveflächen ein großzügiges Baulager für die umfangreichen Streckenneubauten der 1920er-Jahre eingerichtet wurde. Auf den damals erstmals für den Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk angefertigten Luftbildern sind die Dimensionen des Betriebshofes Mitte der 1920er-Jahre gut zu erkennen (© RVR – 1925-1930 – dl-de/by-2-0).

In den 1950er-Jahren wurde der Betriebshof ein weiteres Mal ausgebaut. Die Freigleise der Hauptwerkstatt wurden ergänzt. Ausgehend vom ehemaligen Kohlenladegleis wurde nunmehr eine Gleisschleife um das Werkstattgebäude herum zur Ewaldstraße angelegt.

Die Wagenhalle wurde nach Norden verlängert und nach Osten erweitert. Im östlichen Anbau entstand eine weitere Abstellhalle mit vier Ständen für den Straßenbahnbetrieb sowie eine neue Halle für die Abstellung und Wartung von Omnibussen. Die Gleise der neuen Straßenbahnhalle wurden bis zur Schiebebühne verlängert. Diese Situation illustriert ein vermutlich Ende der 1950er-Jahre aufgenommenes Luftbild (© RVR – 1951-1980 – dl-de/by-2-0).

Mit der zunehmenden Einstellung von Straßenbahnstrecken nahmen die Aufgaben der Hauptwerkstatt Herten ab. Die Trieb- und Beiwagen des Personenverkehrs wurden 1966 auf andere Standorte verteilt. Dafür waren in Herten immer mehr Omnibusse beheimatet, wie ein um 1970 aufgenommenes Luftbild zeigt (© RVR – 1957-1980 – dl-de/by-2-0).

Der Straßenbahn standen schließlich noch vier verbliebene Gleise in der Wagenhalle und fünf Gleise in der Hauptwerkstatt zur Verfügung. Mit der Einstellung der Linie 210 zwischen Recklinghausen Hbf. und der damaligen Endstelle Resser Weg am 31. Mai 1981 musste auch die Hauptwerkstatt in Herten aufgegeben werden. Die Wartungsarbeiten für den Restverkehr auf der Linie 305 wurden nunmehr im Betriebshof Recklinghausen ausgeführt.