NACH OSTERFELD

Das seit 1891 selbstständige Amt Osterfeld war lange der westlichste Ort im Landkreis Recklinghausen. Nachdem das Amt am 17. Juni 1921 Stadtrechte erhalten hatte, schied Osterfeld am 1. Januar 1922 aus dem Landkreis aus. Am 1. August 1929 wurde Osterfeld der Stadt Oberhausen zugeschlagen. Im nördlichen Ortsteil Klosterhardt wurde 1757/58 die St. Anthony Hütte gegründet, die Keimzelle der Eisen- und Stahlindustrie in Oberhausen. Für weiteres Wachstum sorgten die Steinkohlezechen Osterfeld (Förderung seit 1879), Vondern (Förderung ab 1903) und Jacobi (Förderung ab 1913). Seit 1873 ist Osterfeld ein wichtiger Standort der Eisenbahn.

AUS OBERHAUSEN

Die erste Straßenbahnverbindung nach Osterfeld wurde am 1. Juni 1900 als Fortsetzung der am 4. April 1897 in Betrieb genommenen ersten Strecke der kommunalen Oberhausener Straßenbahn eröffnet. Diese führte von der Grenzstraße im Süden über 7,2 Kilometer bis zum Neuen Walzwerk an der Essener Straße im Norden.

Der 1,5 Kilometer lange Abschnitt über die Osterfelder Straße, die Emscherbrücke und die Emscherstraße zur St. Pankratius Kirche und von dort über die damalige Hauptstraße zum Bahnhof Osterfeld erhielt bei der Einführung von Liniennummern die Ziffer 2. Am 25. Mai 1901 wurde diese Linie um 4,6 Kilometer über die Vestische Straße, die Teutoburger und die Bahnhofstraße bis zum Bahnhof Sterkrade verlängert.

AUS BOTTROP

Am 15. Juli 1909 verlängerte der Landkreis Recklinghausen die im Mai eröffnete Straßenbahnstrecke von Bottrop nach Gladbeck über die Endstelle am Bottroper Pferdemarkt hinaus nunmehr nach Westen bis in das 3,52 Kilometer entfernte Osterfeld. Wie die Stammstrecke übernahm auch der Osterfelder Streckenast 1913 die Bezeichnung als Linie A und 1915 nach der Gründung der Vestischen Kleinbahnen das Liniensignal 18.

Vom Pferdemarkt führte die eingleisige Trasse über die Osterfelder Straße bis zur Ortsgrenze und weiter über die Bottroper Straße und die Hauptstraße zum Amtshaus in Osterfeld.

ZUM MARKT

Über mehr als zwölf Jahre befand sich die mit einem Umsetzgleis ausgestattete, auf dem Beitragsbild gezeigte Endstelle zwischen dem Amtshaus und der katholischen Kirche (Verlag H. Görtzen, Osterfeld – Sammlung Ludwig Schönefeld).

1921 konnten die Vestischen Kleinbahnen mit der Oberhausener Straßenbahn eine Einigung herbeiführen, nach der die Strecke um 400 Meter über die Hauptstraße und die Marktstraße (heute Gildenstraße) zum Markt in Osterfeld verlängert werden konnte.

Auf der Hauptstraße (heute Bottroper Straße) nutzten die Verkehrsunternehmen die Trasse jetzt gemeinsam. Sie wurde dazu schon nach kurzer Zeit doppelgleisig ausgebaut. In der Gildenstraße wurde für die „Vestische“ ein neues Umsetzgleis angelegt. Am 9. Dezember 1921 wurde die Streckenverlängerung zum Markt eröffnet.

Das nachfolgende Postkartenmotiv zeigt den Osterfelder Markt mit der Endstelle der Vestischen Kleinbahnen auf einer zeitgenössischen Postkarte. In der Vergrößerung sind der auf der Linie 18 eingesetzte Triebwagen und die hinter diesem sichtbare Ausweiche sehr gut zu erkennen (Verlag Rudolf Welbers, Osterfeld – Sammlung Ludwig Schönefeld).

Im Anschluss an die Straßenbahnlinie 18 fuhr der Autobus weiter zur Klosterhardt und zu den Jakobischächten. Der auf der Postkarte sichtbare Omnibus gehört zu den insgesamt sieben Omnibussen, mit denen die Vestischen Kleinbahnen 1920 den Omnibusverkehr aufnahmen. Die Fahrzeuge hatten zehn Sitz- und sieben Stehplätze. Ein 35 Pferdestärken leistender Benzinmotor beschleunigten die sechs Meter langen Fahrzeuge auf bis zu 28 km/h. Als weitere Ausstattungsmerkmale erwähnt die Unternehmenschronik von 1951 die Vollgummibereifung und die Acetylenbeleuchtung.

ZUR KLOSTERHARDT

Sechs Jahre nach der Verlängerung zum Markt, am 1. Oktober 1927, nahmen die Vestischen Kleinbahnen schließlich eine anschließende, 1,8 Kilometer lange Verbindung über die Bergstraße zur Teutoburger Straße im Ortsteil Klosterhardt in Betrieb. Dort traf die mit einer weiteren Ausweiche ausgestattete Strecke auf die zeitgleich eröffnete Linie von Bottrop nach Sterkrade. Nachdem auf diese Weise auch die Schachtanlage Jakobi mit der Straßenbahn erreichbar war, wurde die Autobuslinie eingestellt.

ABSCHIED

Am 2. Oktober 1965 stellten die Stadtwerke Oberhausen die Straßenbahnlinie 2 zwischen Oberhausen und Sterkrade ein. Schon zuvor, am 31. Dezember 1964 hatte man deren Verlängerung von Sterkrade nach Buschhausen aufgegeben.

Die Osterfelder Linie der „Vestischen“ wurde in zwei Abschnitten eingestellt: Am 16. April 1968 wurde das Teilstück zwischen dem Knappschaftskrankenhaus in Bottrop und der Teutoburger Straße stillgelegt. Hier fuhr damals die Linie 10, die anschließend von der damaligen Linie 17 die Strecke vom Abzweig Heideneck über die Teutoburger Straße zur Endstelle Harkortstraße übernahm.

Das Reststück der Osterfelder Linie zwischen dem Abzweig Heideneck und dem Knappschaftskrankenhaus übernahm am 16. April 1968 die Linie 17. Sie fuhr noch bis zum 26. Mai 1974. Am 19. Oktober 1974 erfolgte die Einstellung des Teilstücks vom Pferdemarkt zum Abzweig Heideneck.