BETRIEBSHOF BOTTROP

Bis heute ist das erhalten gebliebene Ensemble aus Verwaltungsgebäude und Wagenhalle des ehemaligen Straßenbahnbetriebshofes in Bottrop ein bedeutendes Zeugnis der Industriearchitektur im frühen 20. Jahrhundert.

Offiziell eröffnet wurde der Betriebshof am 9. Mai 1909 durch die Recklinghausener Strassenbahnen – unmittelbar vor der Eröffnung der Straßenbahnstrecke von Bottrop nach Gladbeck am 28. Mai 1909. Da das Gelände jedoch zuvor bereits als Baulager genutzt wurde und auch die Hochbauten bei der Eröffnung schon weitgehend fertiggestellt waren, reicht die Geschichte des Betriebshofes noch einige Zeit zurück.

Die Recklinghausener Strassenbahnen bauten ihr Westnetz anfangs separat vom Ostnetz, dessen Betriebsmittelpunkt der Betriebshof in Herten war, auf. Deshalb verfügte der Betriebshof Bottrop von Anfang an auch über eine gut ausgestattete Werkstatt. Diese führte mangels einer Verbindung zum Ostnetz bis 1921 alle größeren Arbeiten am Bottroper Fahrzeugpark aus. Auch nachdem über die Gleise der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG Fahrzeuge nach Herten überstellt werden konnten, wurden in Bottrop Werkstatteinrichtungen für Wartungsarbeiten und kleinere Reparaturen vorgehalten.

Die Wagenhalle wurde in zwei Bauabschnitten erstellt. Im ersten Bauabschnitt wurde der nördliche Teil in Form von zwei Hallen mit von Rundbögen getragenen Dächern errichtet. Die linke, nördliche Halle erhielt nahm vier Stände auf, die rechte Halle drei Stände. Die Gestaltung der Fassade griff die Gliederung der Hallen mit zwei Ständen auf.

Bereits im Bauantrag vom Februar 1905 war auf der südlichen Seite der Hallen eine Gleisharfe mit vier weiteren Ständen vorgesehen. Ob diese bereits 1909 bestanden oder erst in den 1920er-Jahren mit dem Bau einer dritten Halle tatsächlich angelegt wurden, ist aktuell nicht eindeutig geklärt. Gleichwohl wurde die nunmehr südlich angrenzende Halle im gleichen Stil errichtet wie die beiden nördlichen Hallen, so dass die Fassade insgesamt ein symmetrisches Bild ergab.

Da deer Betrieb weiter wuchs und auch die zusätzlichen Trieb- und Beiwagen trocken abgestellt werden sollte, wurde die Gleisharfe im Vorfeld der Wagenhalle in späterer Zeit mit einer Stahlkonstruktion überdacht.

Wie auch die übrigen Betriebshöfe der Recklinghausener Strassenbahnen verfügte auch der Betriebshof in Bottrop über großzügig bemessene Geländereserven. Hier gab es ausreichend Platz zur Lagerung von Schienen und anderen Baumaterialien sowie zum Abstellen der im Bau- und Güterzugdienst benötigten Loren. Die seit den 1920er-Jahren in Bottrop für den Bau- und Güterzugdienst beheimatete, einer Lokomotive ähnelnde Zugmaschine fand in späterer Zeit in einem Schuppen hinter der Wagenhalle einen trockenen Stellplatz. Hier befinden sich heute Parkplätze.

Für den ab 1925 aufgenommenen Autobusverkehr wurde hinter den drei Hallen des Straßenbahnbetriebshofes eine Omnibushalle errichtet. Auch diese Halle blieb bis heute teilweise erhalten.

Vom Zechenbahnhof der in den 1980er-Jahren aufgegebenen Schachtanlage Prosper III (heute Prosperpark) führte bereits bei der Eröffnung des Betriebshofes ein Anschlussgleis direkt auf das Freigelände. Über dieses Gleis wurden anfangs vor allem Baumaterialien aber auch die Trieb- und Beiwagen der Erstausstattung angeliefert. In den 1950er-Jahren wurden alle von der Düwag an die Vestischen Strassenbahnen gelieferten Großraum- und Gelenkwagen über den Bottroper Gleisanschluss dem Verkehrsbetrieb zugestellt. Das Freigelände wurde gleichwohl auch für die Verschrottung zahlreicher Altfahrzeuge genutzt.

Anfangs war der Betriebshof über ein eingleisiges Gleisdreieck mit dem Streckengleis in der Gladbecker Straße verbunden. Erst Mitte der 1950er-Jahre, im Zusammenhang mit dem doppelgleisigen Ausbau der Strecke, wurde auch die Zufahrt zum Betriebshof angepasst.

Am 1. Juni 1975 wurde der Straßenbahnbetrieb im Betriebshof Bottrop eingestellt. Der Omnibusbetrieb nutzte die Anlage noch bis 1978. In späteren Jahren wurden die Hochbauten des Betriebshofes unter Denkmalschutz gestellt und neuen Nutzungen zugeführt. Die Gleise im Vorfeld der Hallen blieben erhalten ebenso wie das Tragwerk der in den 1920er-Jahren installierten Überdachung der Gleisharfe. Indem die Dachelemente des Vordaches nicht mehr ersetzt wurden, ist die lange verdeckte, elegante Gliederung der Fassade heute wieder erkennbar.