Nach der im Mai 1914 eröffneten Strecke von Recklinghausen nach Hüls wurde bereits im folgenden Jahr eine Direktverbindung von Recklinghausen nach Marl gebaut. Am 29. August 1915 wurde die 8,7 Kilometer lange Verbindung vom Lohtor in Recklinghausen zum Amtshaus in Marl als Linie 6 in Betrieb genommen. Die 340 Meter lange Lücke zwischen dem Lohtor und dem Bahnhof wurde kurze Zeit später, am 6. Oktober 1915, geschlossen.
Die überwiegend eingleisige Strecke wurde im Stadtgebiet von Recklinghausen zunächst in Mittellage über die Dorstener Straße geführt. In Höhe der heutigen Haltestelle „Am Rosengarten“ wechselte das Gleis auf einen eigenen Bahnkörper auf der Nordseite der Dorstener Straße (heute Bundesstraße 225). Die Endstelle lag in Marl in der Hochstraße.
In Recklinghausen und Marl wurde die Strecke in späteren Jahren zweigleisig ausgebaut. Auf der eingleisigen Überlandstrecke gab es am Westring in Recklinghausen, in Höhe der Einmündung der Elper Straße und am Steinernen Kreuz Ausweichen.
Das Beitragsbild zeigt die Hochstraße im historischen Ortszentrum von Marl auf einem vermutlich im Sommer 1928 aufgenommenen Postkartenmotiv (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld). Im Hintergrund ist die katholische Pfarrkirche St. Georg zu erkennen. Der abgebildete Straßenbahnzug der Linie 12 ist über die am 24. Dezember 1926 eröffnete Strecke von Hassel über Polsum nach Marl gekommen und wird seine Fahrt nunmehr über die 1. März 1928 eröffnete Verbindung von Marl nach Hüls fortsetzen.
Von der Linie 6 ist mir aus den 1920er-Jahren Bild aus Marl bekannt.