SUDERWICHER HEIDE

Auf der Nordseite der Wartburgbrücke folgte die Straßenbahntrasse dem damaligen Verlauf der Landstraße von Henrichenburg nach Suderwich. Er ist auf dem hier als Beitragsbild gezeigten Luftbild aus dem Jahr 1925 noch gut zu erkennen (© RVR – 1925-1930 – dl-de/by-2-0).

In früheren Jahren wurden die landwirtschaftlich genutzten Flächen südlich der Hamm-Osterfelder-Eisenbahn als „Brandheide“ bezeichnet. Nach dem Bau neuer Wohngebiete und einer Schule an der Henrichenburger Straße, der heutigen Anne-Frank-Schule (Hausnummer 186) setzte sich die Bezeichnung „Suderwicher Heide“ durch, die über viele Jahre auch für die Sparkassen-Zweigstelle an der Sachsenstraße 160 verwendet wurde.

In Höhe der heutigen Anne-Frank-Schule (Hausnummer 186) befand sich anfangs eine Ausweiche. Hier erfolgte aus der Fahrtrichtung Henrichenburg auch der Wechsel vom eigenen Bahnköper in das Straßenplenum. Über die Bahnhofstraße (seit 1926 Sachsenstraße) wurde die vorübergehende Endstelle am Bahnhof Suderwich erreicht.

LÜCKENSCHLUSS

Zwischen dem Bahnhof Suderwich und der Endstelle der Linie Recklinghausen – Suderwich in Höhe der Suderwicher Schulstraße lag jetzt noch eine etwa 1,26 Kilometer messende Lücke. Sie wurde in zwei Schritten geschlossen.

Am 1. Juli 1914 wurde eine Neubaustrecke zwischen dem Bahnhof und der Straßenkreuzung mit der damaligen Brucherstraße (seit 1927 Lülfstraße) in Betrieb genommen. Am 26. September 1915 war dann auch das fehlende Stück bis zur Straßenkreuzung mit der Schulstraße betriebsbereit.

Die letzten Teilstücke der Strecke, zwischen der Bahnhofstraße und der Kreuzung mit der Bruchstraße sowie zwischen der Bruchstraße und der Kreuzung mit der Schulstraße, lagen zum Zeitpunkt der Eröffnung noch auf freiem Feld. Nach der Einstellung der Straßenbahn wurde deren Trasse mit der heutigen Ehlingstraße überbaut.

BAU DER REICHSAUTOBAHN

Mitte der 1930er-Jahre wurde im Raum Recklinghausen mit dem Bau der Reichsautobahn Ruhrgebiet – Berlin begonnen. Erste Pläne für die Streckenführung gab es bereits in den 1920er-Jahren. Jetzt war der Bau der Autobahn ein politisches Prestigeprojekt, so dass die Arbeiten nach dem ersten Spatenstich am 21. März 1934 in allen Bauabschnitten mit großem Druck vorangetrieben wurden. Der Abschnitt von Düsseldorf nach Recklinghausen wurde am 17. Dezember 1937 eröffnet. Die Fortsetzung von Recklinghausen nach Gütersloh folgte am 12. November 1938.

Zeitgleich mit dem Bau der Reichsautobahn wurde zwischen Henrichenburg und Suderwich auch der Rhein-Herne-Kanal verbreitert, begradigt und nach Osten verschoben. Der ursprüngliche Verlauf des Kanals ist heute als „Alte Fahrt“ noch in Teilen erhalten.

NEUE STRECKENFÜHRUNG

In der Suderwicher Heide wurde durch den Autobahnbau eine großräumige Verlegung der Landstraße zwischen Henrichenburg und Suderwich erforderlich. Dies führte auch für die Straßenbahn zwischen der heutigen Haltestelle Emscherweg und der Wartburgbrücke zu einer neuen und etwas längeren Streckenführung.

Die neue Trasse führte von der Wartburgbrücke nunmehr über die nördliche Fortsetzung der Wartburgstraße bis zur Einmündung der bis zum Autobahnbau nur als Feldweg existierenden heutigen Suderwicher Straße. In der Verlängerung der Wartburgstraße lag der Bahnkörper auf der westlichen Straßenseite, auf der Suderwicher Straße auf der südlichen Straßenseite. Kurz vor der Überquerung des Suderwicher Baches erreichte die Straßenbahn dann wieder ihre ursprüngliche Trasse.

Die ehemalige Straßentrasse im Süden der Autobahn A 2 ist inzwischen mit einem Industriegebiet überbaut. Auf dem nachfolgenden Luftbild aus dem Jahr 1951 ist unter der die Straßenführung vor dem Autobahnbau noch unter der Bodenkrume eines Ackers zu erkennen. Auch die Suderwicher Straße ist gut zu erkennen (© RVR – 1951-1980 – dl-de/by-2-0).