NACH BRASSERT

Im Norden von Marl hatte die 1905 gegründete Gewerkschaft Brassert 1906 begonnen, den ersten Schacht einer neuen Steinkohlenzeche abzuteufen. Die Teufarbeiten für einen weiteren Schacht folgten 1908.

1910 nahm das neue Bergwerk die Förderung auf. 1913 beschäftigte die Zeche bereits über 1.500 Mitarbeitende. Sie lebten in einer neuen Kolonie, die in fußläufiger Entfernung zur Schachtanlage Brassert errichtet worden war.

Um den Bergleuten eine Nahverkehrsverbindung in den Ortskern von Marl sowie einen Anschluss nach Recklinghausen zu ermöglichen, wurde unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Bau einer Stichstrecke von Marl in die rund 1,8 Kilometer entfernte Kolonie Brassert begonnen. Am 1. September 1918 konnte die neue Verbindung als Fortführung der Linie 6 zwischen dem Amtshaus in Marl und der Kolonie Brassert eröffnet werden. Die Linienlänge wird in der Literatur mit 2,2 Kilometern angegeben.

Die Neubaustrecke zweigte in Marl in Höhe des Amtshauses von der Hochstraße in die heutige Barkhausstraße ab. Da bereits der Bau einer Straßenbahnstrecke von Hassel über Polsum nach Marl geplant war, wurde der Abzweig anfangs nur in West-Ost-Richtung angelegt. Beim späteren zweigleisigen Ausbau der Hochstraße wurde der Abzweig zum doppelgleisigen Gleisdreieck erweitert. Die neue Gleisanlage wurde am 23. Mai 1921 in Betrieb genommen.

Zwischen Alt-Marl und Brassert lief die Strecke ausschließlich über die Brassertstraße, in der das Gleis durchgehend bis zur Endstelle an der Zeche Brassert auf der rechten, östlichen Seite lag. Für den Beiwagenbetrieb gab es an der Endstelle ein Umsetzgleis.

Im Zusammenhang mit dem Bau der Strecke von Marl nach Hüls wurde auch der Abzweig in die Brassertstraße doppelgleisig ausgebaut. Darüber hinaus gab es keine Umbauten.

Die hier als Beitragsbild gezeigte Mehrbildkarte wurde 1958 verschickt (Verlag Werner Teschner, Castrop-Rauxel – Sammlung Ludwig Schönefeld). Auf der Strecke zur Zeche Brassert ist bereits einer der modernen Großraumwagen eingesetzt. Das Foto, das Sie hier auch im Detail betrachten können, entstand am Marktplatz von Brassert.

Am 29. Mai 1960 wurde die Stichstrecke nach Brassert eingestellt. Das abschließende Postkartenmotiv zeigt die Brassertstraße in Höhe der Haltestelle Bonifatiusstraße (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld).