Nach Inflation und Ruhrbesetzung kehrte mit der Einführung der Reichsmark im August 1924 eine sichere Währung zurück. Den Verkehrsbetrieben im Ruhrgebiet ermöglichte dies wieder Planungssicherheit.
Zugleich versuchte die Politik mit Unterstützung des 1920 gegründeten Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk (SVR), den öffentlichen Personennahverkehr im Ruhrgebiet effizienter zu gestalten. Ein Mittel dazu waren netzübergreifende Gemeinschaftslinien.
Ende der 1920er-Jahre waren die Vestischen Kleinbahnen auf vier Strecken am „Gemeinschaftsverkehr“ beteiligt:
Zwischen der Ausweiche Unser-Fritz-Straße und Wanne-Eickel gab es zwischen 1928 und 1930 einen Gemeinschaftsverkehr mit der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (BOGESTRA) auf der Linie 11. Im Detail beschreibe ich diese Linie auf meiner Herner Website ZWISCHEN KOHLE UND KIRMES.
Im Gemeinschaftsverkehr mit der Westfälischen Straßenbahn GmbH wurde von 1927 bis 1930 die Linie C auf der Relation Recklinghausen Viehtor – Recklinghausen-Süd – Röllinghausen – Herne – Gerthe betrieben. Die Fahrzeuge stellte auf dieser Linie gleichwohl nur die Westfälische Straßenbahn. Auch zu dieser Linie gibt es detaillierte Informationen auf der Herner Website.
Das an der Haltestelle Freiheit in Essen entstandene Beitragsbild (Platows Kunstanstalt, Düsseldorf – Sammlung Ludwig Schönefeld) dokumentiert die im Gemeinschaftsverkehr mit den Essener Straßenbahnen der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft AG (SEG) betriebene Linie 19. Sie verband Rentfort über Gladbeck, Horst und Essen mit Bredeney und war mit einer Linienlänge von 21,7 Kilometern in den 1920er-Jahren die längste Gemeinschaftslinie der Vestischen Kleinbahnen. Der auf der Postkarte abgebildete Triebwagen 313 wurde 1930 von der Waggonfabrik Uerdingen geliefert. Der Beiwagen ist ein Fahrzeug der Essener Straßenbahnen.
Eine vierte Gemeinschaftslinie, mit den Stadtwerken Oberhausen betriebene Linie 22, verband von 1927 bis 1930 den Pferdemarkt in Bottrop mit dem Bahnhof in Sterkrade.
WEITERE LINIEN
1930 wurde auf der Linie 12 ein zweiter Gemeinschaftsverkehr mit der BOGESTRA aufgenommen. Die von Recklinghausen Hbf. über Sinsen, Marl, Hassel und Buer bis zum Gelsenkirchener Hbf. geführte Linie war bis zur ihrer Aufgabe im Herbst 1939 eine der längsten Verbindungen im Revier.
Mit der Übernahme der Straßenbahn Herne – Recklinghausen traten die Vestischen Kleinbahnen 1938 auch auf der Linie 18 zwischen Recklinghausen Hbf. und dem Bahnhof Bochum-Süd in einen Gemeinschaftsverkehr mit den BOGESTRA ein.
1942 wurde im Gemeinschaftsverkehr mit der Essener Straßenbahn zwischen Gladbeck und Bredeney die Linie 41 betrieben. Sie gab es bis 1944.
WIEDERAUFNAHME
Nach dem Zweiten Weltkrieg ruhte der Gemeinschaftsverkehr. Zu einer Wiederaufnahme kam es nur auf der Linie 18. Ab dem 1. März 1950 stellten die Vestischen Straßenbahnen einen Teil der auf der Linie 18 (Recklinghausen Hbf. – Herne – Bochum – Dahlhausen Bf.) eingesetzten Straßenbahnzüge. Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG bestückte die Linie 8 (Recklinghausen Hbf. – Herne – Bochum – Hattingen – Blankenstein).
Mit einer Linienlänge von 32,9 Kilometern war die Linie 8 die längste Gemeinschaftslinie im Revier. Die Schwesterlinie 18 kam auf einen Linienweg von 26,6 Kilometern.
Abgesehen von Unterbrechungen für den Bau einer neuen Kanalbrücke in Herne (1951 bis 1955) und für die U-Bahn-Bauarbeiten in Herne in den 1970er-Jahren, bestand der Gemeinschaftsverkehr mit der BOGESTRA bis zur Einstellung des Straßenbahnverkehrs der Vestischen Straßenbahnen am 3. Oktober 1982. Zuletzt fuhren die vestischen Triebwagen mit dem Liniensignal 305 von Recklinghausen Hbf. zur Bochumer Hustadt.