VON BOTTROP

Die historischen Wurzeln der heute kreisfreien Stadt Bottrop reichen bis in das Jahr 1092 zurück. Damals wurde der Ort erstmals in einem Register des Klosters Werden erwähnt. In späteren Jahren wurde das Kirchspiel Teil des Vestes Recklinghausen.

Seit 1816 gehört der Ort, der damals rund 2.000 Einwohner hatte, zum Kreis Recklinghausen. Die Entwicklung zur heutigen Großstadt verdankt Bottrop der Entwicklung des Bergbaus, insbesondere den Schachtanlagen Prosper, Haniel und Jacobi. Die Schächte und Strecken wurden später zur Schachtanlage Prosper-Haniel vereinigt. Die Förderung dieses Verbundbergwerkes wurde 2018 eingestellt.

Mit der Abteufung der Schachtanlage Prosper I im August 1856 – sie lag anfangs auf dem Gebiet der Bürgermeister Borbeck, wurde später jedoch Bottrop zugeschlagen – setzte ein sprunghafter Anstieg der Bevölkerung ein. Lebten 1858 rund 4.000 Menschen in Bottrop, so gab es um die Jahrhundertwende bereits rund 25.000 Einwohner. Weitere zehn Jahre später lebten rund 47.000 in Bottrop. Heute hat die Stadt knapp 120.000 Bürgerinnen und Bürger. Seit dem 19. Juli 1919 besitzt Bottrop Stadtrechte, seit dem 1. Januar 1921 ist die Stadt kreisfrei.

Starke Zugewinne erfuhr das Stadtgebiet durch die Eingemeindung von Vonderort, Ebel und Teilen von Karnap am 1. August 1929. Am 1. August 1975 wurde die Stadt mit der zuvor kreisfreien Nachbarstadt Gladbeck und der Gemeinde Kirchhellen zusammengeschlossen. Gladbeck klagte dagegen und wurde in der Folge am 1. Juli 1976 wieder selbstständig. Den kreisfreien Status konnte Gladbeck jedoch nicht mehr zurückgewinnen.

AUS ESSEN

Die prosperierende industrielle Entwicklung Bottrops sowie der im Süden benachbarten damaligen Stadt Borbeck blieben nicht unbemerkt. Deshalb interessierte sich schon früh das in Berlin ansässige „Eisenbahnkonsortium Bank für Handel und Industrie – Hermann Bachstein“, das sich seit 1888 um den Bau einer Dampfstraßenbahn in Essen bemühte, für die Ortschaften im Norden der späteren Reviergroßstadt.

Nachdem die Essener Stadtverordnetenversammlung dem Bau der Dampfstraßenbahn 1888/89 zugestimmt hatte, wurde deren Bau am 18. Juli 1890 landespolizeilich genehmigt. Eine Strecke sollte Essen von Anfang an mit Borbeck verbinden.

In der Folgezeit werden die Pläne mehrfach überarbeitet. Am Ende entscheiden sich das Konsortium und die Stadt für den Bau einer elektrischen Straßenbahn. Im Laufe des Jahres 1892 stimmte auch die Bürgermeisterei Borbeck diesem Vorhaben zu. Die Genehmigung durch das Regierungspräsidium wurde am 9. April 1893 unterzeichnet. Bereits am 23. August 1893 waren die ersten Strecken des späteren Essener Straßenbahnnetzes einsatzbereit: Die I. Strecke von Altenessen Bf. über den Viehhofer Platz zur Bachstraße sowie die II. Strecke vom Bergisch-Märkischen Bahnhof über den Limbecker Platz und die Helenenstraße zum Bahnhof Bergeborbeck und von dort zum Marktplatz in Borbeck.

Am 21. Februar 1899 wurde abzweigend von der II. Strecke ein Streckenast von Borbeck nach Bottrop eröffnet. Damit wurde auch die Schachtanlage Prosper I sowie die Zechensiedlungen in Ebel an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden.

Die Endstelle der Strecke in der Essenerstrasse lag zunächst in Höhe der Einmündung der Louisenstrasse (heute Prosperstraße). Am 16. Juni 1909 wurde die Strecke über die Essenerstrasse (heute Essener Straße) bis zum Pferdemarkt fortgeführt.

Die nunmehr als Linie 3 bezeichnete Verbindung – in Essen hatte man 1907 die Liniennummern eingeführt – führte von Bottrop zum Essener Hauptbahnhof. Sie blieb unter wechselnden Liniennummern und mit unterschiedlichen Fahrtzielen in Essen im Kern bis zur Einstellung der Verbindung von Borbeck nach Bottrop am 7. Mai 1967 erhalten.

HUGO STINNES

Im ersten Jahrzehnt nach der Jahrhundertwende bemühte sich vor allem der Industrielle Hugo Stinnes um einen größeren Einfluss auf den öffentlichen Personennahverkehr. Er erkannte schon früh die Synergien zwischen der Elektrifizierung der wachsenden Städte und dem Bau von Straßenbahnlinien.

Nachdem er mit dem Ansinnen, mehr Einfluss auf die Essener Strassenbahnen zu bekommen, zunächst scheiterte, bemühte sich das von Hugo Stinnes geführte Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk (RWE) in Bottrop um die Elektrifizierung der Stadt. Dies lehnte der Kreis Recklinghausen jedoch ab. Er untersagte dem RWE im Mai 1905 die Nutzung der Kreisstraßen.

Zugleich ergriff der Kreis auch hinsichtlich des Baus weiterer Straßenbahnverbindungen die Initiative, um auch in dieser Sache den Ambitionen von Hugo Stinnes zuvorzukommen. In der Kreistagssitzung vom 28. Oktober 1905 stimmten die Gemeinden Bottrop, Gladbeck, Horst und Osterfeld zu, alle Straßenbahnstrecken in der Zukunft nach dem Vorbild der Straßenbahn Recklinghausen – Herten – Wanne in kommunaler Trägerschaft und koordiniert durch den Kreis Recklinghausen zu bauen. So konnte man den Ambitionen des RWE auch in diesem Punkt zuvorkommen.

RECKLINGHAUSENER STRASSENBAHNEN

Auf Basis des Kreistagbeschlusses vom Oktober 1905 entstand in der Folge das Westnetz der Recklinghausener Strassenbahnen mit Bottrop als Betriebsmittelpunkt. Ausgangspunkt der – in chronologischer Reihenfolge – von Bottrop nach Gladbeck, Osterfeld, Horst, Sterkrade, Zweckel, Kirchhellen und zur Schachtanlage Prosper II geführten Straßenbahnstrecken war der am 9. Mai 1909 eröffnete Betriebshof Bottrop.

Das Beitragsbild zeigt den Ortskern von Bottrop im Jahr 1906. Im Vordergrund ist die Osterfelder Straße in Höhe der Einmündung der heutigen Straße „Am Spengelsberg“ zu sehen. Im Hintergrund links sind der Turm und das Kirchenschiff des zwischen 1859 und 1862 gebauten katholischen Propsteikirche St. Cyriakus zu erkennen. Der Kirchturm rechts wurde in die Postkarte manuell eingefügt (Verlag Jos. Blume, Bottrop – Sammlung Ludwig Schönefeld).