ABSCHIED

Ab Mitte der 1970er-Jahre zogen sich die Vestischen Straßenbahnen Linie um Linie aus dem schienengebundenen Nahverkehr zurück. Obwohl ein Teil der Strecken bereits modernisiert und zum Teil sogar nach Stadtbahn-Standards ausgebaut worden war, erwies sich der Omnibus im weitläufigen Verkehrsgebiet der „Vestischen“ als überlegen.

Eine absehbare Herausforderung war auch die nach rund 30 Betriebsjahren notwendige Erneuerung des größtenteils in den 1950er-Jahren gelieferten Wagenparks aus vierachsigen Großraum- und sechsachsigen Gelenktriebwagen.

So wurde beschlossen, den Straßenbahnbetrieb auslaufen zu lassen. Um auch während des Auslaufbetriebs ein möglichst gutes Verkehrsangebot zu bieten, wurden die Linienwege neu geordnet. Durch die Zusammenlegung der Strecken entstanden Langläufe. Bemerkenswert war insbesondere die Linie 10. Sie verkehrte ab dem 29. Mai 1969 von der Harkortstraße in Oberhausen-Osterfeld über Bottrop, Gladbeck, Buer, Herten und Recklinghausen nach Marl-Sinsen. Mit einer Länge von rund 35 Kilometern und einer Fahrzeit von 128 Minuten war sie damals die längste Linie im Ruhrgebiet.

Vor der Einstellung bewahrt blieb sie deshalb nicht. Streckenabschnitt für Streckenabschnitt wurde eingestellt. Zuletzt führte der Weg der im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) als 210 bezeichneten Linie von Recklinghausen Hauptbahnhof nach zum Resser Weg in Herten. Am 31. Mai 1981 fuhr die 210 zum letzten Mal.

Die einzige verbliebene Straßenbahnlinie der Vestischen Straßenbahnen war danach die Linie 305. Sie fuhr zuletzt von Recklinghausen Hauptbahnhof über Herne und Bochum zur Endstelle Bochum Hustadt.

In der Nacht vom 3. zum 4. Oktober 1982 kam für den Recklinghausener Abschnitt der Linie 305 das „Aus“ – und damit der endgültige Abschied der Vestischen Straßenbahnen vom schienengebundenen Linienverkehr.

Die letzte Fahrt führte von Recklinghausen nach Herne. Sie wurde von zahlreichen Straßenbahnfreunden begleitet. Das Beitragsbild von Andreas Halwer zeigt die Abfahrt des letzten Wagens in Recklinghausen Hauptbahnhof am 4. Oktober 1982 um 0:13 Uhr. Nach dem Wechsel in Herne folgte die Einfahrt in den Betriebshof Recklinghausen.

Der folgende Slider dokumentiert die letzten Stunden der Vestischen Straßenbahnen, die interne Abschiedsfeier am 4. Oktober und den Transport der nach Lille verkauften Straßenbahnwagen aus dem Ruhrgebiet nach Nordfrankreich.

  • In Bochum-Hustadt trat die "Vestische" ihre letzte Fahrt am 3. Oktober 1982 ohne Fahrgäste an.
    Foto Andreas Halwer