1902 begann die Gewerkschaft Emscher-Lippe, der Anteile von der Familie Friedrich Krupp in Essen und dem Norddeutschen Lloyd in Bremen gehalten wurden, zwischen den Bauerschaften Meckinghoven und Hagem mit den Teufarbeiten für die Schächte I und II der Schachtanlage Emscher-Lippe. Das Betriebsgelände lag unmittelbar an der Castroper Straße, der Haupteingang lag in Höhe der Einmündung der Zechenstraße.
Da die Arbeiten durch verschiedene Unwägbarkeiten, insbesondere durch Grundwasser, immer wieder verzögert wurden, konnte erst 1906 erstmals Kohle gefördert werden. Die regelmäßige Förderung wurde 1908 aufgenommen.
Zwischenzeitlich hatte man 1907 begonnen, 1,8 Kilometer nördlich der Schächte I und II einen weiteren Schacht niederzubringen. 1912 begannen neben dem Schacht III auch die Teufarbeiten für einen vierten Schacht.
1925 trat der Norddeutsche Lloyd seine Rechte zunächst an die Phoenix AG ab. Diese gab die Anteile 1928 an die Krupp AG weiter. 1970 wurde die Schachtanlage Emscher-Lippe in die Ruhrkohle AG eingebracht.
1906, als die Förderung aufgenommen wurde, hatte die Zeche Emscher-Lippe rund 470 Beschäftigte. 1914 erreichte die Belegschaftsstärke mit rund 3700 Mitarbeitenden einen ersten Höchststand. 1921 waren rund 5000 Bergleute auf „Emscher-Lippe“ beschäftigt.
NEUE SIEDLUNGEN
Um die Menschen, die mit dem Bergbau nach Datteln kamen, unterzubringen, begann ein umfangreiches Siedlungsprogramm, das sowohl von der Gewerkschaft Emscher-Lippe als auch von freien Bauunternehmen vorangetrieben wurde. Bereits 1907 wurden in der Bauerschaft Hagem zwei Siedlungen errichtet.
Auf dem „Beisenkamp“ wurden zwischen der Castroper Straße und dem Kanal die Doppelhäuser für die Bergarbeiter hergestellt. Weiter südlich säumten die Häuser für die Meister und die Verwaltungsbeamten der Zeche die Castroper Straße. Bis 1912 hatte man in der Beisenkamp- und in der Meistersiedlung über 900 Wohnungen für die Bergleute und ihre Familien hergestellt.
Für die Recklinghausener Strassenbahnen war das ein guter Grund, die Straßenbahnstrecke von Datteln nach Süden in Richtung Meckinghoven und Henrichenburg fortzuführen.
Das Beitragsbild zeigt den Nordrand der zwischen 1908 und 1912 errichteten Beisenkampsiedlung auf einer Postkarte aus dem Jahr 1915 (Verlag Johann Mersmann, Datteln – Sammlung Ludwig Schönefeld). Das Motiv wurde von der heutigen Straße Am Mühlenbach aufgenommen.
Links sind die Häuser an der Grenzmarkstraße, rechts die Siedlungsgebäude an der Friedastraße zu sehen. Im Vordergrund fließt der Dattelner Mühlenbach, an dem sich damals ein Pump- oder Pegelhäuschen befand. Im Hintergrund ist schemenhaft die Zeche Emscher-Lippe I / II zu erkennen.
Die Anordnung der Giebel und Firste der Häuser in der Grenzmarkstraße und die geschwungene Anlage der Friedastraße machen deutlich, dass sich der von Krupp beauftragte Architekt Robert Schmohl bemühte, die Siedlung nach den Grundsätzen der damaligen Gartenstadtbewegung zu gestalten.
Das nachfolgende Bild zeigt Triebwagen 45 Mitte der 1950er-Jahre im Einsatz auf der Linie 3 auf der Castroper Straße. Im Hintergrund sind die ersten Häuser der Meistersiedlung am Meisterweg zu erkennen (Archiv Vestische Straßenbahnen GmbH).