Eine eher ungewöhnliche Entwicklung machte die Straßenbahn im Vest nach der Mobilmachung für den Ersten Weltkrieg. Während die Verkehrsbetriebe im mittleren Ruhrgebiet unter Personalnot litten, den Verkehr ausdünnten und – wie im Fall der Westfälischen Straßenbahn GmbH – einige Strecken sogar aufgaben, wurde im nördlichen Ruhrgebiet weiter gebaut.
So reifte im Lauf des Jahres der Plan zum Bau einer Verbindung von Bottrop nach Sterkrade. Im Jahresverlauf wurden die Straßenbahnstrecken von Recklinghausen nach Marl (am 29. August), von Buer nach Polsum und von Recklinghausen nach Langenbochum (beide am 23. Dezember) eröffnet. Für die Verbindungsstrecke von Horst zum Bahnhof Horst-Süd konnten am 27. Juni 1915 die Gleisbauarbeiten abgeschlossen werden. Eröffnet wurde die Neubaustrecke allerdings erst im Mai 1920.
Gleichwohl: Auch die Recklinghausener Strassenbahnen litten unter Personalmangel. Um die eingezogenen Schaffner zu ersetzen, wurden ab 1915 Frauen für den Schaffnerdienst angeworben. Am 15. Mai 1915 hatten die ersten Schaffnerinnen ihre Ausbildung abgeschlossen. Aus diesem Anlass entstand im Betriebshof Recklinghausen ein Erinnerungsbild (Unbekannter Fotograf – Sammlung Ludwig Schönefeld).
Nachdem im ersten und zweiten Kriegsjahr alle Straßenbahnlinien im Vest unverändert weiterbetrieben wurden, mussten vom 1. Januar 1917 Einschränkungen des Angebotes vorgenommen werden. Diese betrafen zunächst nur die Linie 1 (Wanne – Datteln): Zwischen der Dorstener Straße und Herten Betriebshof sowie zwischen der Zeche Ewald Fortsetzung und Datteln wurde der 20-Minuten-Takt zugunsten eines 40-Minuten-Taktes aufgegeben.