Die Königswiese ist eine Straße im Norden des Bueraner Stadtzentrums. Sie stellt die Verbindung zwischen der De-La-Chevallerie-Straße und der Kreuzung mit dem Nordring her. Der Straßenzug wurde 1903 angelegt. Benannt wurde er vermutlich nach der Familie des Bueraner Schlossers Josef König (1870 – 1955). Im Besitz der Familie war damals eine Pferdekoppel, die teilweise mit der Straße überbaut wurde. Josef König gründete 1912 unweit der Königswiese die Eisenwerke König. Das renommierte Unternehmen bestand bis 1989. An den Unternehmer erinnert noch heute eine im Bereich der Kreuzung Nordring / Königswiese aufgestellte historische Spindelpresse.
Ältere Heimat- und Straßenbahnfreunde verbinden mit „Königswiese“ nicht nur die Straße sondern auch die Gleisverzweigung der Straßenbahnlinien der Vestischen Straßenbahnen, die einst einerseits nach Gladbeck und Scholven und andererseits über Hassel nach Polsum, Marl und Westerholt führten. Ursprünglich lag diese Gleisverzweigung an der Bueraner Freiheit am nördlichen Ende der Königswiese.
GROSSRAUMWAGEN
1952 wurde für den geplanten Einsatz der modernen Großraumwagen der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG auf der Linie 2 eine Fläche gesucht, auf der diese nur für den Einrichtungsbetrieb vorgesehenen Fahrzeug mittels einer Gleisschleife wenden konnten. Dieser Platz wurde am südlichen Ende der Königswiese gefunden.
Auf zwei Probefahrzeuge (Triebwagen 200 und 201) folgte 1953 die Auslieferung der Serienfahrzeuge (Triebwagen 202 bis 215). 1954 wurde als letzter Großraumwagen der Triebwagen 216 ausgeliefert. Die Probefahrzeuge konnten in Gelsenkirchen nur an drei Stellen wenden: in den Gleisdreiecken an der Werftstraße und am Alten Markt sowie in der Schleife Raabestraße unweit des Hauptbahnhofs.
Anfang Juli 1953 war die Schleife an der Königswiese betriebsbereit. Damit konnte der Einsatz der Großraumwagen auf der Linie 2 beginnen. Dazu wurde die Linie 2 von ihrer bisherigen Endstelle in Hassel bis zur Königswiese in Buer zurückgezogen. In Bochum fuhren die anfangs mit KSW-Beiwagen verstärkten Großraumzüge bis zum damaligen Hauptbahnhof. Zum Wenden wurde noch bis 1955 eine große Innenstadtschleife befahren. Mehr dazu erfahren Sie auf meiner Bochumer Website „RUND UM DEN KUHHIRTEN“ im Kapitel ÜBER DEN RING.
Der erste Betriebstag der 6. Juli 1953 – ein Montag. In der August-Ausgabe der Betriebsmitteilungen informierten die Bochum-Gelsenkirchener Strassenbahnen ihr Fahrpersonal über die besonderen Regelungen, führte doch die Fahrt von Buer zur Königswiese über die Gleise und das Verkehrsgebiet der Vestischen Straßenbahnen.
Zu diesen Regelungen gehörte, dass der Schaffner die Weiche zur Wendeschleife Königswiese anfangs von Hand stellen musste – sowohl bei der Einfahrt als auch nachdem der Triebwagen in die Schleife eingefahren war.
Eine weitere Sonderregelung betraf die Lochung der Fahrscheine. Nachdem die Zahlgrenze 0 der Linie 2 am Bueraner Rathaus lag, musste der Schaffner den Fahrschein links neben der 0 lochen (Abbildung: Betriebsmitteilungen – August 1953). Fahrgäste, die auf die Linien der Vestischen Straßenbahnen umsteigen wollten, durften dies – trotz des Parallelverkehrs bis zur Königswiese – nur am Rathaus tun. Wer dies nicht befolgte, musste statt einer Teilstrecke bei der Vestischen drei Teilstrecken bei der BOGESTRA zahlen. Fahrscheine der Vestischen Straßenbahnen wurden von den Schaffnern der Linie 2 ab Juli 1953 nicht mehr verkauft.
VIERSPURIGER STRASSENAUSBAU
In den Jahren 1960 und 1961 wurde der Nordring zwischen der Einmündung in die Dorstener Straße und dem späteren Ostring zu einer vierspurigen Umgehungsstraße ausgebaut. Dadurch entstand eine neue Kreuzung im Norden der Straßenbahn-Wendeschleife.
Mitte der 1960er-Jahre erfolgte dann auch der vierspurige Ausbau der De-La-Chevallerie-Straße zwischen Buer Rathaus und der Freiheit (1966/67) sowie der Königswiese (1967/68). Während des Ausbaus der Freiheit entstand im Juli 1966 das Beitragsbild dieses Kapitels (Foto Wolfgang R. Reimann). Der auf der Pendellinie 20 (Resse Markt – Buer Freiheit) eingesetzte Großraumwagen 358 ist soeben an der Königswiese angekommen.
EIGENER BAHNKÖRPER
Die Straßenbahn erhielt auf den ausgebauten Straßen einen eigenen Bahnkörper sowie eine moderne Hochkettenfahrleitung. Nach Abschluss der Bauarbeiten wurde die von der Freiheit über die Dorstener Straße führende Straßenbahntrasse aufgegeben. Der Abzweig wurde jetzt zur Königswiese verlegt.
Zeitgleich mit der Inbetriebnahme der modernisierten Streckenabschnitte wurde die Gleisschleife Königswiese demontiert. Die Linie 2 der Bochum-Gelsenkirchener Strassenbahnen wurde bis zum Rathaus in Buer zurückgezogen. Hier kamen nunmehr ausschließlich Zweirichtungswagen zum Einsatz.
Das abschließende Foto zeigt die Königswiese im letzten Ausbauzustand. Der für eine Diskothek werbende Triebwagen 402 ist am 20. August 1980 als Linie 210 auf dem Weg zur Endstelle am Bahnhof Buer-Nord. Dazu wird er kurz vor der im Hintergrund sichtbaren Eisenbahnbrücke nach links auf den Nordring abbiegen (Foto Jörg Rudat).