NACH ERLE

Als zweite Straßenbahnlinie im Vest Recklinghausen wurde am 1. Mai 1908 die Straßenbahn Herten – Buer eröffnet. Tatsächlich führte ihr Linienweg nicht in das Zentrum von Buer. Die Endstelle lag vielmehr an der Grenzstraße im heutigen Erle-Middelich, das nach der Jahrhundertwende zur Landgemeinde Buer gehörte.

An dieser Stelle hielt die Fotografin Elvira von F Pasnokaites, die in Buer-Erle ein Fotoatelier führte, das Zusammentreffen von Triebwagen 10 mit einem auf der Linie 1 (Horst – Buer – Erle – Bismarck – Gelsenkirchen) eingesetzten Triebwagen der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG fest. Das Bild entstand vermutlich unmittelbar nach der Betriebsaufnahme (Sammlung Ludwig Schönefeld).

Die 5,8 Kilometer lange Strecke zweigte im Zentrum Hertens von der über die Kaiserstraße (heute Ewaldstraße) geführten Linie Recklinghausen – Wanne ab. Über die Antoniusstraße und die Marktstraße erreichte die Bahn den heutigen Resser Weg. Diesem folgte sie bis in das Zentrum von Resse. Der weitere Streckenverlauf führte über die heutige Ewaldstraße und die Middelicher Straße zur Endstelle an der heutigen Cranger Straße.

Bemerkenswert war, dass die Endstelle in Middelich bereits beim Bau der Bahn als Schleife angelegt wurde. Der Grund dafür war vermutlich die Annahme der Landgemeinde Buer, dass die neue Verbindung an Feiertagen und Wochenenden stark frequentiert werden würde. Das Ausflugsziel „Haus Berge“ lag nur etwas mehr als einen halben Kilometer entfernt. Die Schleife hätte ohne komplizierte Rangiermanöver die Mitführung von Beiwagen ermöglicht.

ERLE – RECKLINGHAUSEN

Im Jahr nach der Eröffnung der Strecke wurde der Linienverkehr von Erle nach Herten bis Recklinghausen weitergeführt. In dieser Zeit entstand am Kreishaus in Recklinghausen ein Postkartenmotiv mit dem von Recklinghausen nach Buer-Erle fahrenden Triebwagen 24. Dieser war zum Aufnahmezeitpunkt der jüngste Triebwagen der Recklinghausener Straßenbahn. Er wurde 1907 als letztes Fahrzeug der Serie 11 – 24 von der Waggonfabrik Falkenried geliefert (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund (Ausschnitt) – Sammlung Ludwig Schönefeld).

LINIE 2

Bei der Einführung von Liniennummern im Sommer 1913 erhielt die Strecke von Herten nach Buer die Nummer 2. Ihre Entwicklung stand unter keinem guten Stern. 1911 vermerkte Ferdinand Schoeningh in seiner Promotion über die Straßenbahnen im rheinisch-westfälischen Industriegebiet, dass der Verkehr „gegen die gehegten Erwartungen erheblich zurückgeblieben“ sei und sich infolgedessen „die finanziellen Ergebnisse sehr ungünstig gestaltet“ hätten.

LINIE 13

Nach der Aufteilung der 1913 eingeführten Linie 1 (Wanne – Herten – Recklinghausen – Erkenschwick) in zwei eigenständige Linien übernahm die Linie Recklinghausen – Erkenschwick – Datteln die Liniennummer 2. Die Linie nach Middelich erhielt die Liniennummer 13.

Da sich das Verkehrsaufkommen auch in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg nicht steigern ließ, wurde das 2,7 Kilometer lange Teilstück von Resse nach Erle 1922 unter dem Einfluss der Hyperinflation vorübergehend eingestellt. Nachdem sich die Situation wieder normalisiert hatte, ging die Linie 13 vermutlich im Frühjahr 1924 als Pendelstrecke wieder in Betrieb. Am 15. Mai 1936 wurde sie endgültig stillgelegt.

Der Streckenabschnitt zwischen Herten und Resse blieb abis zum 31. Mai 1981 in Betrieb, zuletzt als Teilstück der Linie 210.