Bis 1907 war absehbar, dass die Strecken der vormals eigenständigen Betriebe im Laufe der Zeit zusammenwachsen würden und sollten. Es machte deshalb Sinn, die Arbeit der Verwaltungsausschüsse an eine neue, übergeordnete Organisation zu übertragen. Diese neue Organisation wurde 1907 unter der Bezeichnung „Recklinghausener Strassenbahnen“ etabliert.
GESELLSCHAFTSGRÜNDUNG
Der bedeutendste Akteur im Konstrukt der Recklinghausener Strassenbahnen war der Landkreis Recklinghausen. Er war Eigentümer des Bottroper Netzes und darüber hinaus an allen übrigen Verwaltungsausschüssen sowie an den seit 1913 vorgenommenen Streckenausbauten beteiligt.
Im Verlauf des Jahres 1914 drängte der Landkreis Recklinghausen darauf, den Betrieb der Straßenbahnen auf eine nach privatwirtschaftlichen Standards geführte, eigenständige Gesellschaft zu übertragen. Die dazu notwendigen Beschlüsse der Amts- und Gemeindevertretungen im Landkreis Recklinghausen lagen bis zum Frühjahr 1915 vor. Auf dieser Grundlage konnte mit mit Vertrag vom 25. Mai 1915 rückwirkend zum 1. Januar 1915 die Vestische Kleinbahnen GmbH gegründet werden.
HERNE – RECKLINGHAUSEN
Älter als alle übrigen Straßenbahnprojekte im Vest war das Projekt zum Bau einer Straßenbahnverbindung zwischen Herne, Baukau und Recklinghausen. Bereits am 4. Februar 1894 unterzeichneten die an diesem Vorhaben beteiligten Körperschaften, die Stadtgemeinde Recklinghausen (3/6), Herne (2/6) und Baukau (1/6) den Gesellschaftsvertrag. 1896 wurde die neue Städteverbindung als Straßenbahn Herne – Baukau – Recklinghausen in Betrieb genommen. Das Anlagekapital betrug 822.000 Mark.
Infolge der Eingemeindung von Baukau nach Herne am 1. April 1908 trat die Stadt Herne in die Rechte und Pflichten von Baukau ein. Das Unternehmen firmierte fortan als Straßenbahn Herne – Recklinghausen. Jetzt waren Recklinghausen und Herne mit jeweils 50 % an der Straßenbahn beteiligt.
Die Stadtkreis Recklinghausen strebte schon bald danach eine Anbindung der Straßenbahn Herne – Recklinghausen an die Recklinghausener Strassenbahnen an. Dies umso mehr, als für die kommunalen Straßenbahnprojekte eine gemeinsame Benutzung der Trassen Sinn machte. Die Stadt Herne jedoch bestand auf der Unabhängigkeit des Betriebes, der zu den profitabelsten Straßenbahnbetrieben in Deutschland gehörte.
Ende der 1930er-Jahre änderte sich die Haltung der Herner Kommunalpolitik. Die Gleise und das Rollmaterial mussten dringend erneuert oder zumindest modernisiert werden. Nun war es attraktiv und sinnvoll, den Betrieb in ein größeres Unternehmen zu integrieren.
Am 28. Oktober 1939 wurde die Straßenbahn Herne – Recklinghausen an die Vestische Kleinbahnen GmbH verkauft. Der Betriebshof an der Grenze zwischen den Stadtteilen Recklinghausen-Süd und Grullbad wurde stillgelegt, die Gebäude wurden vermietet.