WARTBURGBRÜCKE

Die Bombardierung des Kanalkreuzes Datteln sowie die Sprengung der Kanalbrücken durch die vor amerikanischen Truppen zurückweichende Wehrmacht erzwangen 1945 neue Linienwege.

Bereits 28. April 1945 war die Strecke Recklinghausen – Erkenschwick Wittlohstraße wieder in Betrieb. Ab 4. Mai 1945 fuhr die Linie 2 wieder bis Datteln. Die Verbindung von Recklinghausen zur Schulstraße in Suderwich war am 17. Mai 1945 wieder verfügbar. Ab dem 10. August 1945 kam die Linie 3 bis zur zerstörten Wartburgbrücke. Diese hatte man durch eine Behelfsbrücke ersetzt, die jedoch das Gewicht einer Straßenbahn nicht tragen konnte.

Am 1. April 1946 waren die Kriegsschäden auch im Verlauf der Überlandstrecke zwischen Datteln und der Lukaskreuzung in Meckinghoven repariert. Ab dem 20. September 1948 konnte die Straßenbahn auch aus Datteln wieder bis zur Wartburgbrücke fahren.

Obwohl die Strecke an der Wartburgbrücke unterbrochen war, wurden die aus Datteln kommenden Triebwagen anfangs als Linie 3 beschildert. An den Führerständen war das Fahrtziel Recklinghausen ausgeschildert.

Die irritierende Beschilderung wurde später geändert, indem die Linie 2 (Recklinghausen – Erkenschwick – Datteln) von Datteln über Meckinghoven bis zur Wartburgbrücke verlängert wurde. Die Linie 3 fuhr nunmehr von Recklinghausen über Suderwich zur Wartburgbrücke. Das in Recklinghausen an den Wagen angebrachte Zielschild signalisierte in dieser Zeit die einstweilige Endstelle „Suderwich Brücke“.

ZWÖLF JAHRE BAUZEIT

Erst 1957 konnten die Arbeiten an der Wartburgbrücke abgeschlossen werden. Zwölf Jahre war der Straßenbahnverkehr seit dem Kriegsende unterbrochen. In der letzten Phase des Brückenbaus wurde die Endstelle der Straßenbahn von Baustelle der Wartburgbrücke in das Zentrum von Henrichenburg zurückgezogen.

In Henrichenburg hatte man die Trasse der Straßenbahn im Zuge des Wiederaufbaus verlegt. Der historische Ortskern am alten Kirchplatz wurde abgebrochen, um Platz für die nunmehr vierspurig ausgebaute B 235 zu schaffen. Die Straßenbahn wurde seither auf einer eigenen Trasse von der Henrichenburger Straße zur Freiheitstraße geführt. Auf dieser wurde für das nachfolgende Postkartenmotiv ein 1929 von der Waggonfabrik Uerdingen gebauter Ganzstahl-Triebwagen fotografiert. 1956 erhielten diese Fahrzeuge neue Aufbauten (unbekannter Postkartenverlag – Sammlung Wilhelm Dufhues).

Wenige Tage vor der Wiederinbetriebnahme der Strecke über die Wartburgbrücke entstand im Zentrum von Henrichenburg das Beitragsbild dieses Kapitels. Triebwagen 301 ist aus Datteln angekommen und hat bereits umgesetzt. Das Linienschild muss noch für die Rückfahrt gewechselt werden. Im Hintergrund wartet der Schienenersatzverkehr nach Suderwich (Foto Dieter Vogt – Sammlung Wolfgang R. Reimann).

Bei seinem Besuch in Henrichenburg fotografierte Dieter Vogt auch die kurz vor der Inbetriebnahme stehende neue Brücke. Gleise und Fahrleitungen sind betriebsbereit. Auf der Straßenbrücke steht noch das Haltestellenschild des Ersatzverkehrs (Sammlung Wolfgang R. Reimann). Die 1957 fertiggestellte Brücke wurde im Frühjahr 2011 durch einen Neubau ersetzt.

MIT GROSSRAUMWAGEN

Die Linie 2 wurde – wie im folgenden Abschnitt beschrieben – nach der Inbetriebnahme der neuen Brücke eingestellt. Dafür fuhr die Linie 3, zuletzt sogar mit den modernen Großraumwagen, noch für kurze Zeit bis zur Haltestelle Dortmunder Straße in Henrichenburg, wo es bis zum 1. Juli 1958 eine Umsteigemöglichkeit zur Linie 10 nach Castrop-Rauxel gab.