ZUR SCHICHT

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Schachtanlage Emscher-Lippe stark in Mitleidenschaft gezogen. Im März 1945 führten drei schwere Bombenangriffe (am 9., 14. und 17. März) dazu, dass die Pumpen ausfielen. Die Folge waren Überflutungen in den Schächten und in den Abbaustrecken.

1950 hatte sich das Bergwerk wieder erholt. Die Förderung erreichte mit 973.217 Tonnen zwar noch nicht das Vorkriegsniveau von rund 1,6 Millionen Tonnen. Jedoch konnte die Zeche wieder mehr als 4.300 Mitarbeitende beschäftigen. Mit der Pacht des Kohlefeldes Haardt konnten zudem weitere Lagerstätten für den Abbaubetrieb erschlossen werden.

Nicht alle Beschäftigten wohnten damals in Datteln. Sie nutzten für die Fahrt zur Zeche die Straßenbahn. Dies war ein Grund dafür, dass auf den Linien 2 und 3 in der Regel Beiwagen mitgeführt wurden.

An diese Zeit erinnern die vermutlich im letzten Betriebsjahr der Straßenbahnlinie 3 von einem Fotografen der Vestischen Straßenbahnen GmbH aufgenommenen Fotos in diesem Kapitel. Das Beitragsbild zeigt einen Straßenbahnwagen vor den Fördergerüsten der Schachtanlage Emscher-Lippe I/II. Dieser ist in Richtung Henrichenburg unterwegs.

Auf dem Bild unten wartet Triebwagen 143 auf Fahrgäste in Richtung Datteln. Im Hintergrund ist der Neubau der Zechenverwaltung zu sehen. Den 1945 durch Bomben beschädigten ursprünglichen Verwaltungsbau hatten Plünderer in Brand gesetzt.

Die Arbeitsplätze auf Emscher-Lippe waren gut bezahlt. Der Ausbau des Grubenbetriebes und die 1957/58 ausgeführte Erweiterung der Kokerei gaben den Bergleuten Mitte der 1950er-Jahre gute Zukunftsperspektiven. Deshalb stiegen immer mehr Pendler auf ein eigenes Kraftfahrzeug um. Die Straßenbahn mit ihren aus den 1920er-Jahren stammenden Fahrzeugen war demgegenüber wenig attraktiv.

Auf Emscher-Lippe wurde noch bis zum 25. Februar 1972 Kohle gefördert. Die Kokerei auf Emscher-Lippe I/II war noch bis zum 30. November 1983 in Betrieb.